Full text: Berechnung der Finsternisse, Meteorbahnen, Stellarastronomie (Teil 4=Abt. 2)

121 
2. Die scheinbaren, wahren und mittleren Örter der Fixsterne. 
Die unmittelbar durch Beobachtung gefundenen Koordinaten — 
z. B. die Rektascension und Deklination — geben zunächst nur den 
scheinbaren Ort eines Sterns und zwar aus einem doppelten 
Grunde, wegen der Einwirkung der Aberration und der Re 
fraktion. Wird der Ort von diesen beiden Einflüssen (vgl. sphär. 
Astr., S. 46, 53 u. ff.) befreit, dann erhält man die wahren 
Koordinaten, bezogen auf das zur Zeit der Beobachtung stattfindende 
wahre Äquinoktium und die wahre Lage der Weltachse. Wiederholt 
man zu verschiedenen Zeiten die Beobachtung desselben Sterns und 
geht jedesmal ans seine wahren Koordinaten zurück, dann ergeben sich 
wegen der unaufhörlichen Bewegung des Äquinoktiums und des Pols 
(der Präcession und Nutation) immerfort andere Koordinaten des 
Sterns, auch wenn derselbe sich in absoluter Ruhe befände. Um des 
halb die Örter eines Sterns zu verschiedenen Zeiten miteinander 
vergleichen zu können, muß man zunächst noch die Nutation von den 
wahren Koordinaten absondern, dann aber auch noch weiter — wegen 
der Verschiedenzeitigkeit der Beobachtungen — den Betrag der Prä 
cession in Anschlag bringen, indem man etwa alle Koordinaten auf 
das mittlere Äquinoktium der ersten Beobachtung reduciert. Jede 
Beobachtung liefert dann den Ort des Sterns, bezogen auf das 
selbe mittlere Äquinoktium und den zugehörigen mittleren Pol, und 
die ans dies feste System reducierten Koordinaten heißen die mitt 
leren Koordinaten des Orts, sowie man den durch diese Koordinaten 
dargestellten Ort den mittleren Ort des Sterns zu nennen pflegt. 
Der scheinbare, von Refraktion und Aberration beeinflußte Ort ist 
demnach thatsächlich verschieden von dein wahren oder mittleren Ort, 
indem jener in einen anderen Ort der Sphäre fällt. Hingegen haben 
der wahre und mittlere Ort denselben Visionsradius, sie liegen in 
demselben Orte der Himmelssphäre; dieser ist nur aus verschiedene 
Koordinatensysteme bezogen, das eine Mal auf das wahre, das 
andere Mal auf ein festes mittleres Äquatorsystem. Die Befreiung 
eines Orts von den Einflüssen der Aberration und Refraktion, sowie 
die Reduktion des zu verschiedenen Zeiten beobachteten Orts auf ein
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.