Full text: Berechnung der Finsternisse, Meteorbahnen, Stellarastronomie (Teil 4=Abt. 2)

122 
und dasselbe feste System — mit anderen Worten, die Feststellung 
des mittleren Orts bildet die notwendige Vorbedingung für die Be 
antwortung der Frage, ob in den Zwischenzeiten der Beobachtung 
eine Ortsveränderung stattgefunden hat. Die Sternkataloge, 
welche vorzugsweise bestimmt sind, dieser Untersuchung als Grundlage 
zu dienen, enthalten deshalb die mittleren Örter der Sterne, d. h. 
ihre Koordinaten, bezogen auf das zu einer bestimmten Epoche statt 
findende mittlere Äquatorsystem. 
Ergeben nun spätere Beobachtungen eine Änderung der mittleren 
Koordinaten eines Sterns und sind die Beobachtungen nahezu in 
demselben Orte der Erdbahn angestellt, so daß der Einfluß einer 
etwaigen jährlichen Parallaxe (s. später) hierbei nicht zu befürchten ist, 
dann nennt man die stattgefundeue Ortsveränderung die Eigen- 
bewegung des Sterns. Aber auch selbst die so nachgewiesene Orts 
veränderung gestattet noch nicht den Schluß auf eine wirkliche, dem 
Sterne allein oder teilweise innewohnende Bewegung. Denn es steht 
fest, daß unser gesamtes Sonnensystem sich in einer progressiven Be 
wegung befindet, infolge dessen unser Standpunkt den Sternen gegen 
über ein fortwährend anderer wird. Die sog. Eigenbewegung könnte 
also sehr wohl ausschließlich, und muß wenigstens zum Teil dieser 
Änderung des Standpunkts (der Parallaxe) seine Entstehung verdanken. 
Man ist deshalb gezwungen, jene Ortsveränderung sich zunächst immer als 
das Resultat zweier Bewegungen zu denken, deren eine die scheinbare 
Eigen bewegn ng (motus parallacticus), deren andere die wirk 
liche Eigen beweg nng (motus peculiaris) darstellt. Diese beiden 
Komponenten zu trennen, ist nun zwar eine sehr wichtige, aber auch 
sehr schwere Aufgabe. Im allgemeinen muß man bei dieser Absonderung 
von dem auch in vielen anderen, ähnlichen Fällen angewendeten Grund 
sätze ausgehen, daß dieselbe Ursache überall eine gleiche Wirkung 
hervorbringt. Die fortschreitende Bewegung der Erde int Welträume 
hat bei allen Sternen eine scheinbare Eigenbewegung zur Folge und 
es kommt also darauf an, vor allem diese gemeinsame Bewegung zu 
ermitteln. Erst den Rest, welcher nach Abzug dieser allen Sternen 
gemeinschaftlichen Ortsändernng verbleibt, darf man als die wirkliche 
Eigenbewegung ansehen. Es ist einleuchtend, daß eine einigermaßen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.