Das Gesetz der allgemeinen Schwere ist bereits an einer früheren
Stelle dieses Werks — nach seiner erfahrungsmäßigen Grundlage sowohl
wie seinen Folgen — Gegenstand unserer Betrachtung gewesen. Dem da
maligen Zwecke entsprechend, blieben diese Untersuchungen indessen auf
diejenigen Bewegungen beschränkt, welche sich als das Resultat der An
ziehung zwischen zwei Himmelskörpern — zwischen der Sonne und
einem Planeten, dem Planeten und einem Satelliten, dem Hauptsterne und
dem Nebensterne — ergaben. Unter dieser Annahme, nach welcher also
der Planet nur der Anziehungskraft der Sonne, der Trabant nur der
Attraktion des Hauptplaneten unterworfen ist, ließen sich die Bewegungs
erscheinungen unter den drei verhältnismäßig einfachen Gesetzen zu
sammenfassen, deren empirische Auffindung das Verdienst Keplers ist.
Diese Bewegung in unveränderlichen Ellipsen entspricht nun
aber — wenn sie auch die Grundzüge der wirklichen Bewegung für
einen kurzen Zeitraum in befriedigender Weise zur Darstellung bringt —
keineswegs genau und für alle Zeiten dem Zustande der Natur. Viel
mehr lassen umfassendere Beobachtungen keinen Zweifel darüber, daß
die Elemente aller elliptischen Bahnen, soweit sie überhaupt
solchen Beobachtungen zugänglich sind, immerwährenden Veränderungen,
sog. Störungen unterliegen, die dann selbstredend nicht allein in den
Elementen, sondern auch in den von diesen Elementen abhängigen
Koordinaten zur Erscheinung kommen.
Jsrael-Holtzwart, Astromechanik.
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