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eines flüssigen Sphäroids in Frage kommen, ist leicht verständlich,
wenn wir bedenken, daß nicht bloß der größte Teil der Erdoberfläche,
sondern auch der weitaus überwiegende Teil der inneren Erdmasse sich
im tropfbar-flüssigen Zustande befindet und aller Wahrscheinlichkeit
nach auch die setzt erstarrte Rinde einstmals von gleicher Beschaffen
heit war.
Wir hatten oben — unter Zuziehung der Erfahrung — an
genommen , daß die Schwere normal gegen die Erdoberfläche wirke
und waren auf Grund dieser Hypothese zu Resultaten gelangt, welche
im 5. und 6. Lehrsätze enthalten sind. Es ist nun aber sehr bemerkens
wert, wenn auch nicht gerade überraschend, daß die im 5. Lehrsätze
ans jener Hypothese gezogene Folgerung zugleich die Gleichgewichts
bedingung darstellt für ein ruhendes oder rotierendes flüssiges Sphäroid,
wie im folgenden Satze gezeigt werden soll. Wir legen dabei — in
Übereinstimmung mit der Natur — ein rotierendes Sphäroid zu
Grunde.
Lehrsatz vom Gleichgewichte eines flüssigen Sphäroids.
Bedeuten: a und i> den Äquatorial- und Polarhalbmesser,
g a die reine Attraktion vom Äquator,
r a die infolge der Rotation eintretende Verminderung
dieser Attraktion,
g b die Attraktion vom Pole des Sphäroids
und findet zwischen diesen Größen (vgl. 5. Lehrs.) die Beziehung statt:
(ga — r a ):gb = b:a,
so befindet sich das flüssige, rotierende Sphäroid im Zustande des
Gleichgewichts.
Beweis.
Der Satz ist als erwiesen zu betrachten, wenn dargethan werden
kann, daß unter obiger Voraussetzung der Mittelpunkt 6 (s. Fig. 23)
des Sphäroids im Gleichgewichte verharrt. Denn da eine Störung
des Gleichgewichts notwendig ein Hervortreten der flüssigen Masse aus
der Oberfläche des Sphäroids zur Folge haben müßte — weil ein
Ausweichen der flüssigen Teilchen innerhalb des sphäroidischen Raumes