198
Zeiten, Reformator der praktischen Astronomie, die er
durch neue Methoden, verfeinerte Instrumente und zahlreiche
Beobachtungen bereicherte. Er beobachtete anfangs (1576—97)
auf Uranienburg, einer ihm von seinem königlichen Gönner
Friedrich II. von Dänemark auf der Insel Hven erbauten
Sternwarte, später von 1597 ab bis zu seinem Tode, und zwar
einige Jahre mit Kepler gemeinschaftlich, zu Prag unter der
besonderen Protektion Kaiser Rudolfs. Die hervorragendsten
seiner Arbeiten: ein großes Fixsternverzeichnis; Refraktionstafeln,
beobachtet und berechnet für alle Höhen; die Breitenbestimmung
aus den Cirkumpolarsternen; Entdeckung verschiedener Störungen
der Sonnen- und Mondbahn; reichhaltige Sammlung von
Planetenbeobachtungen.
Joh. Bayer (geb. 1572 zu Rhain in Bayern, gest. 1625 zu
Augsburg) gilt als der erste, welcher einen Himmelsatlas —
unter dem Titel „Uranometria“ — in 51 Karten, herausgab;
bezeichnete auch zuerst die Sterne mit den Buchstaben des
griech. Alphabets statt mit besonderen, oft sehr weit hergeholten
Namen.
In diesen Zeitabschnitt fällt ferner eine höhere wissenschaftliche Aus
bildung der Gnomonik (Sonnennhrknnst) durch Sebastian Münster,
Bartholomäus Skultetus, Christoph Clavius u. a., sowie der Nautik
(Schisfahrtskunde) durch Einführung verbesserter Methoden zur Be
stimmung der geographischen Koordinaten, nachdem bereits viel früher,
spätestens ums Jahr 1300 n. Chr. der Kompaß — angeblich Er
findung des Flavio Gioja, eines italienischen Seemanns —, in Ge
brauch gekommen war.
Michael Maestlin (geb. 1550 zu Göppingen in Württemberg,
gest. 1631 zu Tübingen), scharfsinniger Berfechter des Koper-
nikanischen Systems, guter Beobachter, Lehrer Keplers.
Joh. Kepler (geb. 1571 zu Weil in Württemberg, gest. zu
Regensburg 1630) veröffentlichte 1609 die Bewtgungsgesetze
der Planeten, welche er mit ebensoviel Fleiß als Genialität
aus den Tychonischen und seinen eigenen Beobachtungen ab-
Äsrael-Holtzwart, Astromcchanik. 13