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geleitet hatte, in der Hauptschrift: ^8tionomia nova aluo-
loyrpSq seu physica coelestis tradita commentariis de
motibus stellae Martis ex observationibus Tychonis Brahe.
Außerdem verdankt ihm die Astronomie: die ersten brauchbaren
Methoden zur Bestimmung der Planetenbahnen aus Beobach
tungen; ein sinnreiches, noch jetzt übliches Verfahren zur
Berechnung der Sonnenfinsternisse; die auf Grund der neuen
Gesetze berechneten Planetentafeln (die sog. Rndolphinischen
Tafeln); Erfindung des astronomischen Fernrohrs mit zwei
konvexen Linsen u. v. a. — Keplers äußere Lebensumstände
waren sehr ungünstige, was zur richtigen Beurteilung seiner
Größe besonders hervorgehoben werden muß. Nach vielen Ent
täuschungen und vergeblichen Anstrengungen, den ihm lange Jahre
vorenthaltenen Gehalt zu erlangen, starb er gramgebeugt zu
Regensburg. Während der mit Glücksgütern und Würden aller
Art überhäufte Newton außer einem Landgute die für die damalige
Zeit enorme Summe von 32 000 Pf. Sterl. hinterließ, hatte
Keplers Nachlaß nach beglaubigter Schätzung einen Wert von
22 Thalern (einschl. „12 fl. wegen verkauften Roß"). Mit berech
tigter Bitterkeit sagt daher Kästner in zwei bekannten Epigrammen:
So hoch war noch kein Sterblicher gestiegen,
Als Keppler stieg — und starb in Hungersnot;
Er wußte nur die Geister zu vergnügen,
Drum ließen ihn die Körper ohne Brot.
Und an Chr. Mylius bei Übersendung der Keplerschen Harmoniee
mundi:
Freund, da dein zärtlich Ohr der Tonkunst Reiz empfindet,
Des Weltbaus Harmonie dein tiefer Geist ergründet,
Lies, was von beiden hier der Lehrer Newtons schreibt,
Den Deutschland hungern ließ — und seiner unwert bleibt.
Galileo Galilei (geb. 1564 zu Pisa, gest. 1642) eröffnete eine
neue Epoche der Astronomie durch Entdeckung der Gesetze des
Falls, des Pendels und anderer wichtiger dynamischer Lehren,
sowie die Einführung des nach ihm benannten, ans einer kon
vexen und konkaven Linse zusammengesetzten Fernrohrs, wenn