214
noch bis nach Algerien zu erweiternden französischen Gradmessung ver
bunden werden — lassen eine Beendigung derselben leider erst in ferner
Zukunst hoffen.
Was die Längengrad-(Parallelbogen-)MessUNgen betrifft, so
stehen dieselben gegenwärtig den Breitengradbestimmungen noch sehr an
Bedeutung zurück. Die erste wurde 1733 von Jacq. Cassini und
Mar aldi längs des Parallels Brest-Straßbnrg ausgeführt. — Zwei
andere vollendeten Burrow und Lambton in Ostindien. — Die
umfassendste Parallelbogenmessung ist bis jetzt die von Brousseau,
Largeteau, Henri, Carlini und Plana, quer durch Frankreich
und Italien, nahezu unter dem 45. Breitengrade, geführte, deren Re
sultate — um sie mit den Meridianbogenmessnngen in Übereinstimmung
zu bringen — zu der Annahme einer durch die Alpen bewirkten Lot
ablenkung von 42" zwingen. — Die große, von Strnve angeregte,
russische Längengradmessung ist noch in der Ausführung begriffen.
Das durch die vorstehenden Untersuchungen gewonnene Material
ist von verschiedenen Astronomen gesammelt, gesichtet und zur Be
stimmung von Gestalt und Größe der Erde verwertet worden. Das
größte Vertrauen verdienen wohl auch heute noch die Besselschen, aus
einem direkt gemessenen Meridianbogen von 50-|° abgeleiteten Resultate
(vgl. außerdem Nachträge, p. 44):
Äquatorialhalbmesser = 3 272 077,14 t. d. P.
Polarhalbmesser = 3 261 139,33
Abplattung = =¡¡¿¡5*.
*) Zur Beseitigung verschiedener gegen die sphäroidische Gestalt der Erde
erhobener Bedenken haben einige Forscher ihren Untersuchungen andere Formen
zu Grunde gelegt, z. B. Schubert und Clarke das dreiachsige Ellipsoid, Bruns
u. a. das sog. Geoid. Indessen sind diese Versuche aus dem Stadium wissen
schaftlicher Kontroverse noch nicht herausgetreten und ermangeln vorläufig eines
positiven, praktisch verwertbaren Resultats.
Über die Anwendung des Sekundenpendels zur Bestimmung der Erdab
plattung vgl. p. 162 und 168 der erst. Abt. d. theor. Astr.