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Mathematiker zu nennen — und dadurch dem mathema
tischen Lehrer der Anstalt das Studium der werthvollsten
Originalwerke der mathematischen Litteratur ermöglichen.
Den grofsen Geistern der Nation wird aber durch eine
solche Gesamtausgabe ihrer Werke das schönste und
dauerhafteste Denkmal errichtet. Die Werke der oben
genannten deutschen Autoren sind in den letzten beiden
Decennien theils abgeschlossen, theils vollständig heraus
gegeben worden; die von Kronecker und Weierstrafs
harren noch der Vollendung. In gleicher Weise hat Frank
reich seine Ausgaben von Lagrange, Laplace, Fourier,
Fermat, Laguerre, Galois, Cauchy, Descartes,
England von Smith, Cayley, Tait, Italien von Galilei,
Holland von Huygens, Norwegen (schon früher) von
Abel.
In der pietätvollen Rückschau auf die Verdienste der
Bahnbrecher der Wissenschaft zeigt sich überhaupt das
Interesse an ihrer Geschichte. Während früher die Ge
schichte der Mathematik als Liebhaberei nur zuweilen von
Einzelnen gepflegt wurde, sind jetzt bei allen Nationen
Historiker der Mathematik vorhanden, die theils in Mono
graphien, theils in zusammenhängenden Darstellungen der
Geschichte gröfserer Perioden die Ergebnisse ihrer For
schungen niederlegen. Vor allem sind die bis zum Jahre
1758 reichenden Vorlesungen über Geschichte der Mathe
matik von M. Cantor zu nennen, die im vorigen Jahre
nach achtzehnjähriger angestrengter Arbeit als deutsches
monumentales Werk vollendet sind. Dagegen ist das Ein
gehen (1887) des Bollettino di bibliografía e di storia delle
scienze matematiche e fisiche zu beklagen, das der Fürst
B. Boncompagni bis auf 20 starke Quartbände auf seine