§ 2. Deutung der Involutionsbeziehung. 77
Satz 7: Die beiden von einander unabhängigen Gleichungen
m X(x, y, y') = Const., Y(x } y, y') = Const.
stellen dann und nur dann intermediäre Integrale derselben Differential-
(/leichung zweiter Ordnung in x, y vor, wenn die Functionen X, Y in
Involution liegen. -
Wie schon gesagt, ist dieser Satz im Grunde genommen nur eine
andere Form des Satzes 6.
Wir wollen noch darauf aufmerksam machen, dass die Gleichung
(25) [Xf] = 0
bei gegebenem X eine homogene lineare partielle Differentialgleichung
erster Ordnung für die Function f von x, y,y' ist. Sie besitzt
bekanntlich zwei von einander unabhängige Lösungen. Eine Lösung ist
offenbar /‘=* X selbst. Daraus folgt: Ist Y eine von X unabhängige
Lösung dieser Differentialgleichung, so ist eine beliebige Function von
X und Y die allgemeinste.
Wir können daher aus Satz 7 den Satz ableiten:
Satz 8: Sind X(x, y, y") und Y(x, y, y') zwei von einander unab
hängige intermediäre Integrale einer Differentialgleichung zweiter Ord
nung in x, y, so ist das allgemeinste intermediäre Integral dieser Diffe
rentialgleichung eine beliebige Function von X und Y
Nehmen wir nunmehr an, es liege eine Differentialgleichung erster
Ordnung in x, y mit einer willkürlichen Constanten a vor:
(23) X(x, y, y') = a,
also factisch eine Schar von oo 1 Differentialgleichungen erster Ordnung.
Kennt man alsdann eine von X unabhängige Function Y, die mit
X in Involution liegt, so lassen sich nach dem Satze 7 alle Inte-
gralcurven einer jeden unter diesen oo 1 Differentialgleichungen ohne
Mühe bestimmen. Denn da alsdann X und Y intermediäre Integrale
ein und derselben Differentialgleichung zweiter Ordnung sind, so be
sitzen die oo 1 Differentialgleichungen X — Const. dieselben oo 2 Integral-
curven wie die oo 1 Differentialgleichungen Y = Const., d. h. jede Diffe
rentialgleichung X—a 0 hat mit jeder Differentialgleichung Y=b 0 eine
Integralcurve gemein. Eliminieren wir zwischen
x (%, V, y') = a o, Y (x, y, y') = b 0
die Grösse y', so liefert die hervorgehende Gleichung
(o{x, y, a 0 , b 0 ) = 0
Zweite
.Deutung d.
Involution.