Tor wort.
Dieses Elementarlehrbuch beschäftigt sich mit der Integration
von gewöhnlichen und linearen partiellen Differentialgleichungen und zwar
zunächst mit der Entwickelung der in den gebräuchlichen Lehrbüchern
enthaltenen Integratiousverfahren, welche daselbst als einzelne von
einander unabhängige Theorien dargestellt zu werden pflegen, während
sie hier als Ausfluss aus einer allgemeinen Methode auftreten. Diese
Methode giebt eine Integrationstheorie für alle Differentialgleichungen,
ivelche eine oder mehrere bekannte infinitesimale Transformationen ge
statten. Man könnte daher sagen, dass sie auf dem Principe der in
finitesimalen Transformationen beruht, wobei jedoch zu bemerken wäre,
dass sich dieses Princip nicht in einem Satze erschöpfend aussprechen
lässt, dass es vielmehr in den verschiedensten Einkleidungen auftritt
und die mannigfaltigsten Anwendungen gestattet.
In ihrem weiteren Ausbau führt die Verwertung der infinitesimalen
Transformationen zu dem äusserst wichtigen Gruppenbegriff, indem es
auf dasselbe hinauskommt, ob eine Differentialgleichung mehrere in
finitesimale Transformationen oder eine continuierliche Gruppe von
Transformationen gestattet. Es zeigt sich in diesen Vorlesungen, dass
diejenigen allgemeinen Classen von Differentialgleichungen, welche die
älteren Mathematiker integrierten, und die in den Lehrbüchern be
trachtet werden, eben als die allgemeinsten Differentialgleichungen
charakterisiert werden können, die gewisse Gruppen von Transforma
tionen gestatten. Somit kommt der moderne Begriff der Differential-
invarianten, wenn auch in versteckter Form, in jedem Lehrbuch über
Differentialgleichungen vor. In diesen Elementarvorlesungen be
schränken wir uns auf die Betrachtung der gewöhnlichen Differential
gleichungen erster, zweiter und dritter Ordnung, sowie der linearen
partiellen Differentialgleichungen in drei und vier Veränderlichen,
welche bekannte infinitesimale Transformationen gestatten. Für alle
diese Differentialgleichungen entwickeln wir gewisse rationelle Inte-
gratioustheorien, die sich durch die Verwertung des Principes der in
finitesimalen Transformationen uaturgemäss darbieten.