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Vorwort.
gehende Entwickelungen oder nebensächliche Bemerkungen wurden
deshalb auch durch kleineren Druck als beim Lesen überschlagbar
gekennzeichnet. Ferner sind überschlagbar namentlich auch gewisse
Abschnitte, welche Anwendungen auf Probleme der Flächentheorie be
treffen und nur für solche Leser berechnet sind, die schon die Haupt
lehren der Flächentheorie kennen. Wenn irgendwo, so ist es zum
Studium dieses Buches von besonderem Nutzen, alles Erlernte sogleich
an Beispielen praktisch zu üben, und daher sind zahlreiche Übungs-
Beispiele eingeschaltet worden. Auch hier bleibt es natürlich dem
Ermessen des Lesers überlassen, zu entscheiden, wieviele dieser Bei
spiele er durchzurechnen für nötig erachtet.
Durch diese Vorkehrungen wurde erreicht, dass die Vorhenntnisse,
die das Studium des Werkes voraussetzt, auf ein geringes Maass zu
rückgeführt werden konnten. Das Buch ist für Studierende etwa im
vierten Semester berechnet, welche eine gründliche Vorlesung über
Differential- und Integralrechnung gehört haben und demnach auch
mit dem Begriff des Integrals einer Differentialgleichung schon ein
wenig bekannt geworden sind. Für das leichtere Verständnis ist es
nützlich, aber keineswegs notwendig, dass dem Leser die Anwendung
einfacher geometrischer Vorstellungen in der Differential- und Inte
gralrechnung einigermaassen geläufig sei.
Dass das Werk auch Fachmännern mancherlei Interessantes dar
bietet, liegt schon in seiner eigenartigen Methode. Hoffentlich kann
diesem Bande recht bald ein zweiter, die eigentliche Gruppentheorie
betreffender, übrigens aber wie dieser durchaus selbstständiger Band
folgen. Vereinigt werden diese Werke das Eindringen in die ab-
stracte Theorie der Transformationsgruppen recht erheblich erleichtern.
In dieser Hinsicht leisten schon, wie zu hoffen steht, die vorliegenden
Vorlesungen recht viel.
Schliesslich noch einige Worte über meinen eigenen Anteil au
diesem Werke: Ende Juli 1890 forderte mich Herr Professor Lie
auf, diese Bearbeitung zu übernehmen. Da ich seit seiner Berufung
nach Leipzig (1886) beständig mit den Lie’scheu Theorien beschäftigt
gewesen und immer in persönlichem Verkehr mit meinem hochver
ehrten Lehrer geblieben bin, war es mir möglich, auf Grund eines
zum Theil recht knappen Entwurfes von Lie’s Hand diese Vor
lesungen in seinem Sinne auszuarbeiten. Dabei gereichten vielfache
mündliche Besprechungen mit ihm der Bearbeitung zum Nutzen.
Meine Thätigkeit bestand naturgemäss wesentlich in der selbständigen
Anordnung und ausführlichen Darstellung der Entwickelungen sowie