Geometrische Deutungen sim. gew. u. linearer partieller Differentialgl. 189
mit anderen Worten — wenn x, y, z als rechtwinklige Punktcoordi-
naten im Raume gedeutet werden —, diejenigen Curven im Лайте zu
finden, welche die folgende geometrische Eigentümlichkeit besitzen:
Die Gleichungen (1) ordnen jedem Punkte (x, у, z), für welchen nicht
etwa zufällig gerade X — Y — Z = 0 ist, eine Fortschreitungsrichtung
(dx, dy, dz) zu, deren Richtungscosinus proportional X, Y, Z sind.
Das Integrationsproblem besteht nun darin, alle Curven zu finden, deren
Tangenten in allen ihren Punkten mit den den betreffenden Punkten
zugeordneteu Fortschreitungsrichtungen zusammenfallen. Die Integra
tion liefert, wie mau analytisch beweisen kann, oo 2 Curven (indem
zwei Integrationsconstanten auftreten). Dies hat einen anschaulichen
Sinn, denn wir werden geometrisch eine solche Integralcurve dadurch
erhalten, dass wir von einem beliebigen Punkte ausgehend der ihm
zugeordneten Richtung folgen bis zu einem benachbarten Punkt, hier
wieder der diesem zugehörigen Richtung bis zum nächsten Punkt nach
gehen u. s. w. Durch jeden Punkt allgemeiner Lage im Raume geht
also eine und nur eine Integralcurve, sodass es im ganzen deren oo 2
giebt. Natürlich ist diese anschauliche Betrachtung kein strenger
Beweis für die Existenz von Integralcurven. Wir setzen vielmehr die
allgemeine Möglichkeit der Integration als bekannt voraus.
Analytisch werden die oo 2 Integralcurven durch zwei Gleichungen
dargestellt, die, nach den willkürlichen Constanten а, b aufgelöst, etwa
die Form haben:
u(x, y, z) = a, v{x, y, z) — b.
Jedem bestimmten Zahlenpaar а, b entspricht eine Integralcurve. Die
vorstehenden Gleichungen stellen die oo 2 Integralcurven dar als Schnitte
der Flächen и — Const. und v = Const. Folglich enthält jede dieser
Flächen oo 1 Integralcurven.
Eine Function u heisst ein Integral des simultanen Systems (1),
wenn jede Fläche aus der Schar u = Const. von oo 1 Integralcurven
des Systems erzeugt wird. Dies tritt dann und nur dann ein, wenn
u die Gleichung
tt- D U > -rr 0 U ■ ry d и
Л. о f* i. к - -f- ö—
1 dy ' dz
d x
identisch erfüllt. Dann nämlich und nur dann besitzt jede Fläche
u = Const. in jedem Punkte eine Tangente, deren Richtung (X: Y:Z)
mit der Richtung der durch den betreffenden Punkt gehenden Integral
curve zusammenfällt. Wenn man also von Punkt zu Punkt dieser
Richtung nachgeht, d. h, eine Integralcurve durchläuft, so bleibt mau
fortwährend auf der Fläche u — Const., die daher die durch einen