420 Stereometrie.
dieser eine Gerade legen, denn die beschreibende Gerade muss bei ihrer Be-
wegung einmal durch jenen Punkt gegangen sein. Diese Geraden, welche dem-
nach alle durch einen und denselben Punkt, den festen Punkt der beschreiben-
den Geraden, gehen, sollen die Seitenlinien der Kegelfläche heissen; ihr
Durchschnittspunkt wird auch hier die Spitze oder der Scheitel der Fläche
genannt. Jede Seitenlinie des einen der beiden zusammengehörigen Theile einer
vollständigen Kegelfläche, welche die Spitze gemeinschaftlich haben, ist in ihrer
Verlängerung über die Spitze zugleich Seitenlinie des anderen Theils. Umge-
kehrt muss jede gerade Linie, welche die Spitze einer Kegelfliche mit einem
anderen Punkt der letzteren verbindet, ihrer ganzen Erstreckung nach in diese
Flüche fallen.
2. Jede andere gerade Linie, welche zwei Punkte einer Kegelfláche verbindet,
hat mit der letzteren nur diese beiden Punkte gemein, denn sind zunáchst 4, 2
zwel solche auf verschiedenen Seitenlinien und auf dem.
S selben der beiden Theile der Kegelfláche liegende Punkte,
so kann man durch jeden derselben eine Seitenlinie .S 4,
S.B legen, und die durch diese beiden Seitenlinien be-
stimmte Ebene muss die Gerade AB ihrer ganzen Er-
streckung nach enthalten. Sie muss ferner die Ebene
des als Leithnie dienenden Kreises 7/7 in einer Geraden
schneiden, welche durch die Fusspunkte C, D jener
Seitenlinien in dieser Ebene geht, also eine Secante ist.
Hätte nun die Gerade A4 mit der Kegelfláche irgend
einen dritten Punkt Z gemeinsam, so müsste auch die
durch ,S und Z bestimmte Seitenlinie ganz in die
Schnittebene SCD fallen, und der Fusspunkt dieser
Seitenlinie in der Ebene von M müsste ein dritter Punkt sein, welchen die Se-
cante CD mit dem Kreise M gemeinschaftlich hätte, was bekanntlich unmöglich
ist. — Man erkennt gleichzeitig, dass das von 4 und Z7 begrenzte Stück der
durch diese Punkte gehenden Geraden ganz innerhalb des kegelförmigen Raumes
fallen muss, wührend die Verlüngerungen der Geraden über 4 und B ganz
ausserhalb dieses Raumes liegen. — Liegen ferner 4 und A auf verschiedenen
Hálften der Kegelflàáche, so lásst sich der Beweis in ganz entsprechender Art
führen; nur erkennt man hier, dass die Strecke 447 ganz ausserhalb der kegel
fórmigen Ráume und jede der Verlüngerungen ganz innerhalb eines derselben
liegt.
Aus dem vorigen Satze folgt, dass ausser den Seitenlinien keine geraden
Linien in einer Kegelflàche gezogen werden kónnen, durch jeden Punkt der
letzteren, welcher nicht die Spitze ist, also nur eine einzige Gerade in der Flüche
möglich ist. Die Kegelflàáche ist also in keinem Theil derselben eben; sie ist
eine in sich zurückkehrende krumme Fláüche.
3. Jede durch die Spitze einer Kegelflàáche gelegte Ebene muss, wenn sie
mit der Kegelflàche noch einen Punkt gemeinsam hat, die ganze Seitenlinie
dieses Punktes mit ihr gemeinsam haben; jede durch die Spitze gehende Schnitt-
ebene einer Kegelfliche, welche also durch irgend einen Punkt innerhalb des
Kegelraums geht, schneidet die Kegelfläche in zwei Seitenlinien. Ausser diesen
Seitenlinien kann sie mit der Kegelfláche keinen Punkt gemeinsam haben. Die
Richtigkeit dieser Behauptungen ergiebt sich leicht aus der vorhergegangenen