10 Erster Abschnitt. Allgemeine Eigenschaften. IV.
Wenn f(jp) und f(q) verschiedene Vorzeichen haben, so können
mehrere Wurzeln zwischen p und cq liegen. Jedoch kann dies nur
eine ungerade Anzahl sein. Sind dagegen die Vorzeichen der Re
sultate der Substitution, nämlich von f(p) und f(rq) gleich, so kann
es zwischen p und q nur eine gerade Anzahl von Wurzeln geben.
Jedes Polynom X von gerader Ordnung, dessen Wurzeln sämmt-
lich einander gleich sind, muss für alle reellen Werthe von x stets
dasselbe Vorzeichen behalten.
Wenn sich kein reeller Werth für x angeben lässt, durch
welchen das Polynom X zum Verschwinden gebracht wird, so ist
X positiv für jeden beliebigen positiven oder negativen Werth
von x. Umgekehrt wenn der Werth von X für alle möglichen
reellen Werthe von x positiv bleibt, so besitzt die Gleichung X — 0
keine reellen Wurzeln.
Nach einem in § 6 bewiesenen Satze ist nämlich die Function
X positiv für x V m -f~ 1 ; wo m den absoluten Werth des grössten
Coefficienten des Polynoms bezeichnet. Liesse sich ein anderer
Werth für x finden, der die Function negativ machte, so gäbe es
offenbar zwischen beiden einen Wurzelwerth, was der Annahme
widerspricht. Was die Umkehrung dieses Satzes betrifft, so ist be
reits auseinander gesetzt worden, dass zur Existenz einer Wurzel
erforderlich ist, dass die Function ihr Vorzeichen wechseln könne.
§ 8. Von den Kennzeichen reeller Wurzeln.
Lehrsatz. Jede Gleichung von ungerader Ordnung hat min
destens eine reelle Wurzel, und ihr Vorzeichen ist dem des Ab
solutgliedes t entgegengesetzt.
Setzt man nämlich zuerst x — 0, so erhält man f(0) = -f-1-,
wo 4 den absoluten Werth von t bezeichnet. Setzt man darauf
x — + (m -f- 1), so erhält f(x) einen Werth, dessen Vorzeichen
mit dem von x n übereinstimmt, also X — T. Möge also t po
sitiv oder negativ sein, jedenfalls wird durch eine der Substitutionen
— (m 1) oder (m -f- 1) das Vorzeichen der Function geändert.
Ist das letzte Glied positiv, so wird X durch einen zwischen 0
und — (m -f- 1) liegenden Werth von x zum Verschwinden ge
bracht, und ist das letzte Glied negativ, durch einen zwischen 0
und -j- (m -f- 1) liegenden Werth. Es liegt also zwischen 0 und
-f- (m -j- 1) jedenfalls mindestens eine reelle Wurzel.
Lehrsatz. Jede Gleichung von gerader Ordnung hat wenigstens