126 II. Abschnitt. Spezielle Flächen. Strahlensysteme.
(2) R x -j- H 2 — 0
verbunden sind. Meusnier hat auch die ersten speziellen
Minimalflächen gefunden, nämlich das Katenoid imd die
Schraubenregelfläche (Wendelfläche). Das allgemeine Integral
für die Differentialgleichung (1) gab zuerst Monge (1784),
allerdings in imaginärer Form, die lange unbeachtet blieb.
Bonnet (1853) löste die Differentialgleichung so, daß nun
mehr alle reellen Minimalflächen sich bestimmen ließen.
Dieser Lösung gaben Enneper (1864) und Weierstraß (1866)
eine Form, die sich für viele Anwendungen als sehr passend
erwiesen hat. Auch Riemann, Schwarz, Lie u. a. haben
die Theorie der Minimalflächen sehr gefördert. Zweifellos
gehören die Minimalflächen zu den schönsten Kapiteln der
Mathematik: einmal vermitteln sie einen Zusammenhang
zwischen der Flächentheorie und der Funktionentheorie, wie
sich weiterhin ergeben wird, dann aber spielen sie auch in
der mathematischen Physik eine Rolle. Stellt man nämlich
die Randkurve C aus Draht her und taucht diesen in eine
zähe Seifenlösung, so nimmt die Flüssigkeitslamelle die Ge
stalt einer Minimalfläche an. Nach Plateau kann man auf
diese Weise die Minimalflächen sehr schön herstellen und
dadurch zugleich die Resultate der Analysis prüfen.
§ 24. Die Formeln von Monge und Weierstraß.
Wir definieren in der Folge stets eine Minimalfläche
durch die Gleichung
(i)
Monge hat erkannt, daß die Differentialgleichung der
Minimalflächen besonders einfach wird, wenn man als Para
meterkurven die Minimallinien (§ 7) der Fläche wählt.
Man hat also E = G = 0 und für das Linienelement der
Fläche
(2)
ds 2 = 2 F du dv.
Wegen (1) folgt aus § 3, (15) D' — O und man erhält
nun aus der mittleren Gleichung § 2, (20) als Differential
gleichungen der Minimalflächen