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Was versteht man unter dem Steigen und
Fallen der Wechselkurse?
§. 34. Es ist zur Verständlichkeit der Lehre von der Wech-
selrechnnng nothwendig, daß der Anfänger vollkommen klare Be
griffe von dem habe, was man unter Steigen und Fallen der
Wechselkurse verstehe. Deßhalb möge derselbe das Nachfolgende
wohl überdenken und seine Ideen darüber berichtigen.
Man ist im gemeinen Leben gewohnt, unter Steigen eine Ver
größerung der Zahlen, und unter Fallen eine Verkleinerung der
selben zu verstehen. Diese Schlußfolge ist aber bei den Wechsel
kursen nur in den Fällen anwendbar, wenn die Wechselkurse eines
Platzes auch die Währung desselben Platzes bedeuten. So wer
den z. B. in Wien die Wechselkurse auf die Plätze Amsterdam,
Augsburg, Frankfurt a. M., Hamburg, Leipzig, London, Mai
land, Paris, Triest und Venedig alle in unserem Gelde, nähm
lich in Conv. Kurrent notirt. Sie werden also steigen, wenn sie
mit größer» Zahlen ausgedrückt werden, z B. der Wechselkurs
von Wien auf Amsterdam wäre im vorigen Posttage i36 notirt
gewesen, und heute wäre er i36f. Er ist in diesem Falle gestie
gen; denn ehedem mußte man 100 Thlr. oder 260 fl. holl. Kur.
mit i36 Thlr. C. M. bezahlen, jetzt muß man i36| Thlr. C. M.
dafür geben.
Wenn aber die Wechselkurse unseres Platzes nicht in der Lan
deswährung, sondern in der Währung des fremden Platzes zu
verstehen sind, dann tritt der umgekehrte Fall ein. und die größe
ren Zahlen bedeuten ein Fallen, die kleineren aber ein Steigen.
Nach dem Wiener Wechselkurs-System gilt dieß für die Plätze
Genua, Livorno und Neapel. Wenn z. B. in einem Wiener
Kurszettel am vorigen Posttage der Wechselkurs auf Genua zu
63 notirt war, und an dem darauffolgenden zu 63f notirt ist,
so ist er nicht gestiegen, sondern gefallen; denn ehedem hat der
Wiener Remittent dem Genueser mit 1 fl. seines Geldes nur
63 Soldi Genueser Geld bezahlt, jetzt aber bezahlt er mit einem
Gulden 63- Soldi. Er zahlte also z. B. mit 100 fl. ehedem
63oo Soldi, jetzt aber um 5o Poldi mehr, nähmlich 635o S.
Oder ehedem kaufte er mit 100 fl. einen Wechsel von 63oo S.,
jetzt einen von 635o S. — Es liegt in der Natur der Sache,
daß der Vortheil oder Nachtheil, welcher aus dem Steigen oder
Fallen der Wechselkurse entspringt, nur immer auf jenen Platz be
zogen wird, wo die Kurszettel ausgefertigt sind, nähmlich auf die
Remittenten; denn sie sind die Käufer, die Nehmer des fremden
Geldes, und eine Waare ist je theurer, je mehr man Geld dafür
auslegen muß. So stand z. B. der Kurs von Wien auf London