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Über innere Folgerichtigkeit.
ändern, die Frage noch ein zweites Mal ein schränken. Der Satz
im Stamm A, dem die Folgerung E widerstreiten könnte, war
nämlich nicht im voraus bezeichnet. Ist nun n die — jedenfalls
begrenzte — Anzahl der in A zu unterscheidenden einzelnen Sätze,
so kann ich die Frage in n Fragen zerlegen, deren jede folgende
Form hat: Ein Stamm A ist vorgelegt und darin ein bestimmter
Satz mit G bezeichnet; kann aus dem Stamm A eine Folgerung E
hergeleitet werden, die dem Satz G widerstreitet?
Die Anzahl der Sätze, aus denen der Stamm A besteht, ist
notwendig begrenzt, nicht aber die Anzahl der Folgerungen, die
aus A hergeleitet werden können. Doch könnte es Vorkommen,
daß auch die Anzahl der Folgerungen begrenzt ist. Dies ist
beispielweise der Fall, wenn man unsere „Erste Erzählung“
folgendermaßen behandelt. Die Erzählung läßt sich in 11 Sätze
zerlegen:
1. Der Student hat am 1. Juni gefehlt.
2. Desgl. am 2. Juni.
10. Desgl. am 10. Juni.
11. Der Student hat am 15. Juni nicht gefehlt.
Aus diesen 11 Nummern können Folgerungen gezogen werden.
Soll dem Beispiel volle Einfachheit bewahrt bleiben, so dürfen wir
beim Folgern weder „allgemein geläufige“ noch irgendwelche
andere Tatsachen hineinziehen, sondern uns ausschließlich auf den
wörtlichen Inhalt der 11 Nummern stützen. Jede Folgerung ist
dann eine Kombination aus diesen 11 Nummern. Die Anzahl der
Kombinationen ist aber begrenzt; sie beträgt 2047, nämlich:
11 + 55 + 165 + 330 + 462 + 462 + 330 + 165 + 55 + 11 + 1.
Der Stamm bestand nicht aus den 11 einzelnen Nummern,
sondern nur aus zwei Sätzen. Immerhin liegt die Sache von vorn
herein so, daß man, um nach Widersprüchen zu forschen, jede der
2047 Folgerungen mit dem ersten Satz des Stammes vergleichen
muß, dann jede Folgerung mit dem zweiten Satz, so daß
2 X 2047 = 4094
Vergleichungen vorzunehmen wären. Diese große Zahl von einzelnen
Vergleichungen kann jedoch durch eine kurze Überlegung abgetan
werden. Der erste Satz des Stammes war nämlich die Zusammen
fassung von Nr. 1—10, der zweite deckte sich mit Nr. 11. Daß
diese beiden Sätze einander nicht widersprechen, ist schon oben
(S. 3) festgestellt worden. Der Stamm, den sie zusammensetzen,
ist diejenige der erwähnten Kombinationen, die alle Nummern
umfaßt. Jede andere dieser Kombinationen bildet einen Teil der