Einleitung.
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leitender Gesichtspunkt gelten, welcher zur Aufstellung von
Sätzen führt, für die natürlich später noch die Beweise zu
erbringen sein werden. Dieser Gedankengang ist auch in
üayleigli’s „Theory of Sound“ innegehalten, einem Werke,
welches das reichhaltigste Material zur Theorie der Differen
tialgleichung Au -f- k?u — 0 enthält und demgemäss bei der
vorliegenden Darstellung auch in erster Linie benutzt wor
den ist*).
Die physikalischen Probleme, bei welchen unsere Diffe
rentialgleichung auftritt, verlangen gewöhnlich nebenbei die
Entwickelung einer willkürlichen Function nach bestimmten
Lösungen u von Differentialgleichungen unseres Typus, in
welchen W eine Reihe verschiedener Werthe besitzt. Die so ent
stehenden Reihenentwickelungen sollen aber im Folgenden von
der näheren Betrachtung ausgeschlossen und höchstens ge
legentlich kurz erwähnt werden, da sie ja eigentlich nicht zum
Gegenstände der Untersuchung gehören. — Da, wie gesagt,
immer von der physikalischen Bedeutung der Differentialglei
chung und ihrer Lösungen ausgegangen werden soll, so schien
es zweckmässig, auf den Abschnitt über die Entstehung der
Differentialgleichung zunächst die Betrachtung der eben er
wähnten „ausgezeichneten Lösungen“, welche sich bei den wich
tigsten physikalischen Problemen zuerst darbieten, folgen zu
lassen und dann erst zu den allgemeinen Sätzen über die In
tegrale und zu den allgemeinen Integrationsmethoden (in den
Theilen III und IV) überzugehen. Diese Reihenfolge empfiehlt
sich übrigens auch schon deshalb, weil bei jenen allgemeinen
Untersuchungen die Existenz der „ausgezeichneten Lösungen“
als bekannt vorausgesetzt werden muss. — Die Betrachtungen
der Theile III und IV bilden das Analogon zur gewöhnlichen
Potentialtheorie; daher werden wir deren Sätze häufig zum
Vergleich heranziehen und ihre allgemeinen Integrations
methoden im IV. Theile in einem besonderen Paragraphen
kurz besprechen.
*) Theory of Sound, deutsch übersetzt von Neesen, Braun
schweig 1880.
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