§14. Cauchy und Abel.
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Die Bedeutung des Ca u chy’schen Lehrbuches besteht,
wie schon hervorgehoben wurde, in der korrekten Einführung
des Summenbegriffs und in der Ableitung von Kriterien für
die Konvergenz der Reihen. Zu bemerken ist aber auch, dass
C auch y die konvergenten Reihen trennt, in solche, für welche
die Summe der absoluten Beträge konvergiert und in solche,
für welche dies nicht der Fall ist, dass er zeigt, dass man
nur auf Reihen erster Art den Satz von der gliedweisen Mul
tiplikation zweier Summen anwenden könne.
Dass die C au chy’schen Sätze über die Stetigkeit der
durch Reihen dargestellten Funktionen nicht richtig sind, hat
Abel bemerkt in seiner grossen Abhandlung 1 * ) über die bi
nomische Reihe, in welcher er eine vollständig strenge Sum
mation der Reihe
1 + mx -4- (”) x* + (JO x 3 + . . .
für komplexe m und x gab.
Abel stellt seinen Betrachtungen über die binomische
Reihe allgemeine Sätze über Konvergenz und Stetigkeit der
Reihen voraus, von denen namentlich die letzteren wichtig
sind, während die ersteren z. T. schon bei Cauchy sich finden.
In der Einleitung macht er die treffende Bemerkung:
Eine divergierende Reihe kann nie einer "bestimmten Grösse
gleich sein, sie ist bloss ein Ausdruck mit gewissen Eigen
schaften, die sich auf die Operationen beziehen, denen die
Reihe unterworfen ist; die divergierenden Reihen können zu-
weilen mit Nutzen als Symbole dienen, diese oder jene Sätze
kürzer auszudrücken; aber man darf sie nie an die Stelle
bestimmter Grössen setzen. Thut man es, so kann man be
1) Untersuchungen über die Reihe 1 -f- & + (“) -{-
Crelle’s Journal Bd. I. 1827. Oeuvres Bd. I, pag. 219.