nachdem er Newton’« VVerke genau studirt halte, den oben ge
nannten , unter sehr ungünstigen Verhältnissen ausgearbeiteten
ersten Entwurf einer sorgfältigen Revision — es ist dies die hier
zum ersten Wal gedruckte zweite Bearbeitung der Abhandlung :
Tentamen de motuum coelestium causis — sondern er schrieb
noch in der spätem Zeit seines Lebens als Erwiderung auf den
Angriff den David Gregory in seinem Werk: Astronomiae physicae
et geometricae elementa, Oxon. 1702, gegen die Leibnizische Theo
rie der himmlischen Bewegungen gerichtet hatte, eine ausführliche
Erläuterung seiner Ansicht über die Mechanik des Himmels. Es
ist dies die Abhandlung, die unter dem Titel: Illustratio Tenta
minis de motuum coelestium causis, hier zum ersten Mal gedruckt
erscheint; die Herausgeber der Acta Eruditorum verweigerten, an
geblich wegen des grossen Umfangs, die Aufnahme in die gedachte
Zeitschrift, weshalb Leibniz sich genöthigt sah, ein Excerptum dar
aus im Jahre 170ö zu veröffentlichen. —
Bisher ist nur der Theil der Leibnizischen Dynamik zur
Sprache gekommen, der sich auf die Mechanik des Himmels be
zieht; es bleibt noch übrig zu betrachten, wie Leibniz die allge
meinen Principien der Dynamik aufgefasst hat. Dazu ist zunächst
nöthig, sein Verhältnis« zur Philosophie des Cartesius zu untersu
chen und namentlich zu prüfen, ob Leibniz jemals ein Carlesianer
gewesen ist, worüber, besonders auf Grund einiger von Erdmann
aus dem Leibnizischen Nachlass publicirten kleinern Aufsätze in
neuester Zeit viel hin und her gestritten worden ist. ln Ueber-
einstimmung mit seinen Selbstbekenntnissen kann der, der mit dem
philosophischen und mathematischen Bildungsgang Leibnizens ver
traut ist, ohne grosse Schwierigkeit nachweisen, dass Leibniz nie
mals ein entschiedener Anhänger der cartesianischen Philosophie
gewesen ist, denn so oft er Cartesius nahe tritt oder über ihn zu
sprechen kommt, sei es in Bezug auf Mathematik oder Philosophie,
immer verhält er sich, und zwar von der frühesten Zeit an, criti-
sirend und geht über Cartesius hinaus; kurz, Leibniz stand, wie
er so oft von sich erzählt, in der Philosophie auf eigenen Füssen.
Dies erhellt namentlich aus einem Schriftstück, welches von Leib-
S. 57. — Leibniz ist oft getadelt worden, als habe er nicht für werth
gehalten, Newton’s Principia zu lesen; durch den liier als Beilage init-
getheilten Brief an Hugens wird diese Behauptung als irrig zurück
gewiesen.