Full text: Gesammelte mathematische Werke (1. Band)

2 
Hierauf ist in einem Artikel das schon bekannte Grundgesetz der elektrischen Wirkung, 
sowie die daraus sich ergehenden Ausdrücke der elektrodynamischen und elektromotorischen Grund 
kräfte, kurz und bündig ausgesprochen worden, und es schliesst sich sodann in den folgenden 
Artikeln der verlangte Beweis des Neumannsclien Princips unmittelbar daran an. 
Dieser Beweis besteht wesentlich erstens in der Transformation des eben angegebenen 
Differentialausdrucks der elektromotorischen Kraft, woraus der Integralwerth in einfachster Form, 
nämlich als partieller Differentialquotient einer Function P in Beziehung auf die 
Zeit, sich ergiebt. Diese Transformation ist neu und dem Verf. eigenthiimlich; — zweitens 
in einer ähnlichen Behandlung des Differentialausdrucks der elektrodynamischen Kraft (in Ampere’s 
Sinne), aus welcher die Componenten der elektrodynamischen Kraft in einfachster Form, nämlich 
als partielle Differentialquotienten einer Function Q in Beziehung auf die 3 
Coordinaten des Baumes, sich ergeben; — diese Entwickelung stimmt mit der von Neumann 
gegebenen wesentlich überein. — 
Das Neumannsclie Princip folgt dann von selbst, indem die Functionen P und Q sich als 
identisch ergeben. 
Was die in der Schrift ausgeführten oder nur angedeuteten Kechnungen betrifft, so hat die 
Prüfung und Wiederholung des grössten Theils derselben nicht nur keine Unrichtigkeit in der 
Abhandlung bemerken lassen, sondern auch die Ueberzeugung gegeben, dass der Verf. mit der 
höheren Analysis sehr vertraut ist und die Methoden derselben mit Sicherheit und Scharfsinn an 
zuwenden versteht. Hinsichtlich der Darstellung hat die Arbeit weniger befriedigt; sie liest sich 
sehr schwer und ermangelt an einzelnen Stellen so sehr der Durchsichtigkeit, dass man den Sinn 
erst nach grosser Anstrengung zu verstehen im Stande ist. Dieser Mangel hat ohne Zweifel zum 
grossen Theil wenigstens seinen Grund darin, dass der Verf. sich einer Sprache hat bedienen 
müssen, die ihm augenscheinlich wenig geläufig ist. Sollte sich dadurch der Verf. veranlasst finden, 
seine Arbeit in’s Deutsche zu übersetzen, so würde dieselbe, selbst abgesehen von kleinen Bedactions- 
änderungen, die sich ihm bei dieser Gelegenheit darbieten würden, ohne Zweifel an Verständlich 
keit sein* gewinnen. — 
Das von Neumann aus der Erfahrung entnommene und als Axiom an die Spitze der Theorie 
inducirter Ströme gestellte Princip ist nun also durch den vom Verf. gegebenen Beweis als ein aus 
dem Grundgesetze der elektrischen Wirkung abgeleitetes Theorem erfunden worden, und dieser 
Beweis bildet eine wesentliche Ergänzung der von Neumann selbst schon gegebenen Vergleichung 
seines Princips mit jenem Grundgesetze, worin er für die Lehre von den inducirten Strömen die 
Harmonie zwischen beiden in v i e 1 e n Beziehungen nachgewiesen hatte, jedoch ohne diese Harmonie 
in allen Beziehungen, noch auch ohne den Grund derselben nachweisen zu können. In der That 
kann aber aus dem Neumannsclien Princip nichts abgeleitet w t erden, was sich nicht auch aus jenem 
Grundgesetze ableiten liesse, w r eil eben bewiesen ist, dass dieses Princip selbst aus jenem Grund 
gesetze folgt. 
Dagegen kann aus dem Grundgesetze Vieles, auch die Theorie inducirter Ströme Betreffende, 
abgeleitet werden, worüber das Neumannsclie Princip keinen Aufschluss giebt, noch bei seiner 
Beschränktheit geben kann. Darum war in der Stellung der Preisfrage noch der Wunsch hinzu 
gefügt, ohne es jedoch ausdrücklich zu fordern, es möchte die Theorie inducirter Ströme aus jenem 
Grundgesetze eine noch weitere Entwickelung erhalten, als aus dem Neumannsclien Principe möglich 
ist, um dadurch einerseits die grössere Tragweite jenes Grundgesetzes ins Licht zu stellen, andererseits 
aber auch durch eine solche noch fehlende Ergänzung der Theorie inducirter Ströme den Kreis 
der praktischen Anwendungen dieser Theorie zu erweitern. 
Dieser Wunsch ist unerfüllt geblieben; es kann aber daraus dem Verf. kein Vorwurf gemacht 
werden, da die von ihm gelöste Aufgabe schon allein ein hinreichend grosses und w’olilbegrenztes 
Feld für eine solche Arbeit darbot; für die gewünschte weitere Entwickelung Aviirde dagegen, wie 
aus dem Zusammenhang erhellt, die Untersuchung gleichsam von vorn wieder haben begonnen 
werden müssen, w r eil die vorausgeschickten Lehrsätze als Grundlage für die weitere Untersuchung 
nicht ausreichen. 
Die Facultät hat dieser Abhandlung den Preis zuerkannt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.