4
Erstes Kapitel: Größen und Funktionen.
ziehen wir einen wichtigen Schluß: Wir dürfen unsere Verfahren
so einrichten, daß sie nur bis zu dem praktisch gewünschten Grade
der Genauigkeit ausreichen. Häufig werden wir daher Lösungen,
die mathematisch vollkommen richtig sind, durch angenäherte Lö
sungen ersetzen, die für die Anwendungen genügen.
Die Wahl der Einheit einer bestimmten Größenart ist eigent
lich willkürlich, doch muß sie so vollzogen werden, daß man die
Einheit im Bedarfsfälle immer hinreichend genau herstellen kann.
So sind z. B. besondere Vorkehrungen getroffen worden, um die
Einheit der Länge, das in Paris auf bewahrte Urmeter, vor schäd
lichen Einflüssen zu schützen. Jedermann könnte sich eigentlich
die Einheiten nach Belieben wählen. Dies würde aber zu Unzu
träglichkeiten führen, sobald man sich andern mitzuteilen wünschte.
Man muß daher Übereinkommen treffen. Solche Vereinbarungen
liegen zum Teil geschichtlich sehr weit zurück (z. B. „Stunde“),
zum Teil sind sie noch recht neu. Sie sind für die Allgemeinheit
so wichtig, daß sie Gegenstand der Gesetzgebung geworden sind.
Allerdings sieht man sich bei besonderen Untersuchungen
manchmal genötigt, von diesen Vereinbarungen bewußt abzuweichen.
So zeigt die Optik, daß die Wellenlänge des roten Lichtes bei der
Fraunhofer sehen Linie C des Spektrums gleich 0,000000656 m
ist. Statt dessen sagt man, sie betrage 0,656 p, indem man nicht
das Meter, sondern sein Milliontel p als Einheit benutzt, nur um
bequemere Zahlen zu haben. Hier ist eben die gebräuchliche
Längeneinheit viel zu groß; man weicht absichtlich davon ab,
wählt aber als neue Einheit eine Länge, die zum Meter in einem
„runden“ Zahlenverhältnisse steht, so hier 0,000001 m, um, wenn
nötig, ohne Mühe wieder zur sonst gebräuchlichen Einheit übergehen
zu können. Wenn wir in der Folge Zeichnungen hersteilen, die in
kariertes Papier eingetragen werden, wählen wir die Längeneinheit
je nach Bedarf bald als den Abstand zweier aufeinander folgender
Linien des Netzes, bald als das Doppelte, Zehnfache usw. oder als
den zehnten, hunderten Teil usw. dieses Stückes. Wir scheuen uns
dabei durchaus nicht, z. B. ein Meter durch eine ganz kurze Strecke,
etwa durch ein Zentimeter, darzustellen. Unsere Zeichnung ist dann
ein verkleinertes, aber sonst getreues Abbild der eigentlichen Figur,
die zu groß ausfallen würde.
Die Einheit der Zeit ist die Stunde oder, wenn dies Maß
für feinere Beobachtungen unverhältnismäßig groß ist, ihr sechzigster
Teil, die Minute, oder auch der sechzigste Teil der Minute, die
Sekunde.