Full text: Lehrbuch der Mathematik für Studierende der Naturwissenschaften und der Technik

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Erstes Kapitel: Größen und Funktionen. 
Grenze gesetzt; man bezeichnet mit 0° Wärme eine ziemlich will 
kürlich gewählte Temperatur, so nach Celsius und Rüaumur die des 
schmelzenden Schnees, nach Fahrenheit dagegen die einer gewissen 
Mischung aus Eis und Salmiak. Temperaturen unterhalb des Null 
punktes werden negativ in Rechnung gesetzt. Auch hier ist es 
stets richtig, daß der Unterschied zweier Temperaturen gleich der 
Differenz ihrer Gradzahlen ist, ganz gleichgültig, ob die Gradzahlen 
positiv oder negativ sind. Die Willkür bei der Wahl des Null 
punktes zeigt, daß es unsinnig ist, z. B. zu sagen, daß 80° C. eine 
doppelt so hohe Temperatur als 40° C. sei, denn in Fahrenheit 
sind dies 176° und 104°. Man darf höchstens sagen: Der Tempe 
raturunterschied von 80° C. und von schmelzendem Eis ist doppelt 
so groß wie der von 40° C. und von schmelzendem Eise, d. h. man 
muß auf den willkürlich gewählten Nullpunkt Bezug 
nehmen. 
Wenn wir auf S. 8 sagten, daß die Maßzahlen einer Größenart, 
sobald man eine neue Einheit einführt, zu den alten Maßzahlen 
proportional sind, wie z. B., wenn wir Längen mit dem Meter oder 
mit dem Zoll messen, so gilt dies, wie es das Beispiel der Tempe 
raturen zeigt, nur unter der Einschränkung, daß bei beiden 
Arten der Messung von demselben Nullpunkt ausgegangen wird. 
So sind die Celsiusangaben zu den Röaumurangaben proportional — 
sie verhalten sich zueinander wie 5 zu 4 —, dagegen nicht zu den 
F ahrenheitangaben. 
§ 3. Konstanten, Veränderliche, Funktionen. 
Erfahrung hat den Menschen gelehrt, zwischen den mannig 
faltigen in der Natur auftretenden Größen verborgene gesetzmäßige 
Beziehungen zu vermuten, eine Überzeugung, die ihren Ausdruck 
darin findet, daß man sagt, jede bestimmte Ursache rufe bestimmte 
Wirkungen hervor. Wir haben die feste Vorstellung, daß die an 
organische (leblose) Natur an sich keine Willkür duldet, daß vielmehr 
mit Notwendigkeit aus jedem bestimmten Geschehnisse nach Ge 
setzen bestimmte neue Geschehnisse hervorgehen. Auch auf einen 
großen Teil der Erscheinungen im Gebiete der organischen (lebenden) 
Natur erstreckt sich diese Vorstellung, so weit eben, als nicht die 
willkürlichen Lebensäußerungen mit ins Spiel kommen. 
Jene verborgenen Gesetze zu erkennen und zu benutzen, ist 
die Aufgabe der Naturforschung und der Technik. N
	        
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