14
Erstes Kapitel: Größen und Funktionen.
Grenze gesetzt; man bezeichnet mit 0° Wärme eine ziemlich will
kürlich gewählte Temperatur, so nach Celsius und Rüaumur die des
schmelzenden Schnees, nach Fahrenheit dagegen die einer gewissen
Mischung aus Eis und Salmiak. Temperaturen unterhalb des Null
punktes werden negativ in Rechnung gesetzt. Auch hier ist es
stets richtig, daß der Unterschied zweier Temperaturen gleich der
Differenz ihrer Gradzahlen ist, ganz gleichgültig, ob die Gradzahlen
positiv oder negativ sind. Die Willkür bei der Wahl des Null
punktes zeigt, daß es unsinnig ist, z. B. zu sagen, daß 80° C. eine
doppelt so hohe Temperatur als 40° C. sei, denn in Fahrenheit
sind dies 176° und 104°. Man darf höchstens sagen: Der Tempe
raturunterschied von 80° C. und von schmelzendem Eis ist doppelt
so groß wie der von 40° C. und von schmelzendem Eise, d. h. man
muß auf den willkürlich gewählten Nullpunkt Bezug
nehmen.
Wenn wir auf S. 8 sagten, daß die Maßzahlen einer Größenart,
sobald man eine neue Einheit einführt, zu den alten Maßzahlen
proportional sind, wie z. B., wenn wir Längen mit dem Meter oder
mit dem Zoll messen, so gilt dies, wie es das Beispiel der Tempe
raturen zeigt, nur unter der Einschränkung, daß bei beiden
Arten der Messung von demselben Nullpunkt ausgegangen wird.
So sind die Celsiusangaben zu den Röaumurangaben proportional —
sie verhalten sich zueinander wie 5 zu 4 —, dagegen nicht zu den
F ahrenheitangaben.
§ 3. Konstanten, Veränderliche, Funktionen.
Erfahrung hat den Menschen gelehrt, zwischen den mannig
faltigen in der Natur auftretenden Größen verborgene gesetzmäßige
Beziehungen zu vermuten, eine Überzeugung, die ihren Ausdruck
darin findet, daß man sagt, jede bestimmte Ursache rufe bestimmte
Wirkungen hervor. Wir haben die feste Vorstellung, daß die an
organische (leblose) Natur an sich keine Willkür duldet, daß vielmehr
mit Notwendigkeit aus jedem bestimmten Geschehnisse nach Ge
setzen bestimmte neue Geschehnisse hervorgehen. Auch auf einen
großen Teil der Erscheinungen im Gebiete der organischen (lebenden)
Natur erstreckt sich diese Vorstellung, so weit eben, als nicht die
willkürlichen Lebensäußerungen mit ins Spiel kommen.
Jene verborgenen Gesetze zu erkennen und zu benutzen, ist
die Aufgabe der Naturforschung und der Technik. N