§ 3. Konstanten, Veränderliche, Funktionen.
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Bei jeder Naturerscheinung treten vielerlei verschiedene Größen
auf, so daß es schwer fallen würde, die unbekannten Zusammen
hänge zu ergründen, wenn man nicht imstande wäre, die Wirkungen
der einzelnen Naturgesetze gewissermaßen auszusondern. Dies ge
schieht durch den Versuch oder das Experiment, bei dem man
dafür sorgt, soweit möglich die verschiedenen Größen durch
geeignete Vorkehrungen bei bestimmten Werten zu er
halten, so daß sich nur noch einige wenige Größen zu
ändern vermögen. Will man z. B. erkennen, wie Temperatur
änderungen auf das Volumen eines Gases einwirken, so sorgt man
dafür, daß die Spannung des Gases immer dieselbe bleibt, da ja
auch die Spannung wesentlich auf das Volumen des Gases einwirkt.
Will man die Gesetze der Schwere untersuchen, indem man den
freien Fall beobachtet, so muß man daran denken, daß die Ge
setze an verschiedenen Stellen der Erde verschieden sein werden.
Man muß daher zunächst die Untersuchung an einem bestimmten
Orte, d. h. für eine bestimmte geographische Länge und Breite,
anstellen.
Man wird also dafür sorgen, daß eine Reihe von vorkommenden
Größen während des Versuches unverändert bleiben. Sie heißen
Konstanten. Natürlich kann man nachher, indem man weitere
Versuche anstellt, diese Größen doch wieder sich ändern lassen.
Eine Größe heißt eben konstant nur insofern, als sie sich
während der gerade im Gange befindlichen Untersuchung
oder Überlegung nicht ändert.
Sorgen wir so dafür, daß sich nur noch einige Größen ändern
können, so sind sie die einzigen Veränderlichen der Aufgabe.
Bei einer bestimmten Reihe von Versuchen, die dazu dienen
sollen, ein verborgenes Naturgesetz herauszubringen, spielen nun
die Veränderlichen zwei wesentlich verschiedene Rollen. Man wird
nämlich dafür Sorge tragen, daß einige Größen während der Ver
suche nach und nach verschiedene bestimmt gewählte Werte an
nehmen, und durch die Experimente feststellen, welche Werte der
übrigen veränderlichen Größen sie nach sich ziehen. Wenn man
z. B. die Wechselwirkung zwischen Volumen, Temperatur und Span
nung einer Gasmenge feststellen will, wird man zunächst etwa die
Temperatur durch ein Wasserbad konstant erhalten, so daß noch
zwei Veränderliche, das Volumen und die Spannung, verbleiben.
Gibt man nun dem Volumen nach und nach verschiedene bestimmte
Werte, so ziehen sie verschiedene bestimmte Werte der Spannung
nach sich. Da man hier die Volumina nach eigenem Ermessen ver-