Full text: Anleitung zu finanziellen, politischen und juridischen Rechnungen

dauer im Laufe eines halben Jahrhunderts unter den Bewohnern der Stadt 
London gehoben hat. Dies beweisen namentlich die Zahlen, welche die Zahl 
der Lebenden in den ersten 20 Jahren ausdrücken, denn diese umfassen 
wohl ausschließlich Individuen, die in dieser Stadt geboren sind, wahrend 
die Zahlen, welche dem spätern Lebensalter angehören, auch solche Indivi 
duen umfassen können, die eingewandert sind. Die größere Lebensdauer 
erklärt sich entweder ganz oder theilweise durch die Kuhpockenimpfung, deren 
Einfluß D uv il lard in seinem Werk (Analyse et Tableaux de l’iniluence 
de la petite veröle sur la mortalité'. Par. 1806) untersucht hat. Es ist 
jedoch auch gedenkbar, daß das Gesetz der Sterblichkeit in verschiedenen Pe 
rioden hin und her schwankt, wie dies bei anderen Erscheinungen auch vor 
kommt. Zu bedauern ist, daß man nicht genug Vorlagen hat, um das 
Gesetz über Veränderlichkeit in der Ordnung des Todes an einem und dem 
selben Orte verfolgen zu können. Gewiß würden sich die nämlichen Resul 
tate auch in anderen Fallen zeigen, die sich aus der vorliegenden Zusammen 
stellung über die Sterblichkeit in London ergeben haben. 
Geht man nun auf den Inhalt der bisher gemachten Mittheilungen zu 
rück, so deutet er nicht auf ein allgemeines Gesetz, wornach die Sterblichkeit 
im Menschengeschlechte vor sich geht, sondern auf eine Menge einzelner Ge 
setze, die durch besondere Verhältnisse bedingt sind und nur für diese gelten. 
Es dürfte sogar die Behauptung nicht gewagt erscheinen, daß ein allgemei 
nes, für alle Zeiten und Verhältnisse geltendes Gesetz sich wohl gar nicht 
auffinden lassen wird. Wollte man aber dennoch von der Idee ausgehen, 
ein allgemeines Gesetz für die Sterblichkeit aufzufinden, oder alle die für be 
sondere Verhältnisse abgeleiteten Gesetze in ein allgemeines zu vereinigen, so 
möchte dies wohl ein Fehlgriff sein, denn man würde auf diesem Wege zu 
einem Gesetze gelangen, das nirgends Anwendung fände, weil es bei jeder 
Anwendung auf unrichtige Resultate führte. Selbst die Idee eines allgemei 
nen, für alle Zeiten und Verhältnisse gültigen, also unveränderlichen Gesetzes 
in der Ordnung des Todes trägt eine Unhaltbarkeit in sich, denn es würde 
auf einen Fatalismus führen, der sich mit der Freiheit, Strebsamkeit und 
Moralität des Menschen nimmermehr verträgt. 
Soll daher die Aufgabe, welche die Auffindung des Gesetzes der Sterb 
lichkeit zum Gegenstand hat, sachgemäß gelös't werden, so dürfte nöthig 
sein, alle Umstände und Verhältnisse, welche auf die Lebensdauer des Men 
schen einzuwirken geeignet sind, in's Auge zu fassen, sie in dieser Beziehung 
zu verfolgen und hierauf die Beobachtungen zu gründen, woraus sich die 
gewünschten Gesetze ableiten lassen. Die Verfolgung dieses Weges wird zum 
Ziele führen. Ec wurde auch bereits in der neueren Zeit eingeschlagen. 
Hierin ist auch der Grund zu suchen, warum die meisten Tafeln, welche in 
den früheren Zeiten über die Sterblichkeit aufgestellt wurden, ganz oder doch
	        
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