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Kap. I. Einleitende Begriffe
ständig definiert, sobald zwei endlose böigen von rationalen
Zahlen p x , p 2 , j> 3 , . . . und q x , q 2 , q s , . . . irgendwie, aber so
definiert sind, daß erstens die p der Reihe nach immer größer
werden (p n+x ^>p„)> zweitens die q der Reihe nach immei klei
ner werden (q n + 1q n )> drittens jedes p kleiner als jedes q ist
und viertens die (stets positive) Differenz q n —p n dadurch, daß
man den Index n hinreichend groß wählt, kleiner als eine be
liebig klein gewählte positive rationale Zahl 6 gemacht werden
kann. Denn unter diesen Voraussetzungen ist, wie man zeigen
könnte, eine jede beliebig gegebene rationale Zahl entweder
größer als alle p oder kleiner als alle q, so daß alle rationalen
Zahlen in der Tat in zwei Klassen geteilt sind. Diese Art der
Definition liegt z. B. vor, wenn eine irrationale Zahl durch einen
endlosen und nicht periodischen Dezimalbruch definiert wird.
Wenn z. B. ]/2 berechnet werden soll, gibt es ja eine A or-
schrift, nach der man den Dezimalbruch 1,4142 . . . Ziffer für
Ziffer berechnen kann. Wird er nun nach der n teu Dezimalstelle
abgebrochen, so entsteht eine rationale Zahl p n . Wird in ihr
die letzte Dezimale um eine Einheit erhöht, so entsteht eine
größere rationale Zahl q n . Dabei ist q n — p n = 1 : 10”. Augen
scheinlich nimmt hier die Reihe aller p n zu, die aller q n ab;
außerdem ist jede Zahl p kleiner als jede Zahl q, und, wenn
man eine beliebig kleine positive rationale Zahl <? gewählt hat,
kann man n so groß annehmen, daß 1 : 10” und mithin q n — p n
kleiner als <? wird.
Man hat die Rechenregeln mit Hilfe des Grundsatzes von
der Erhaltung der formalen Gesetze auf den Bereich aller
reellen Zahlen so übertragen, daß auch hier alle in Nr. 1 auf
gestellten Gesetze gelten. Da schon der Bereich aller ratio-
\ nalen Zahlen überall dicht war, ist um so mehr der Bereich
aller reellen Zahlen überall dicht.
Über den Bereich aller reellen Zahlen soll bis auf weiteres
nicht hinausgegangen werden. Vielmehr verstehen wir in der
Folge, solange nicht ausdrücklich eine andere Festsetzung ge
troffen wird, unter Zahl oder Größe schlechtweg immer eine
reelle Zahl.
3. Darstellung der reellen Zahlen durch Strecken
auf einer Geraden. Auf einer etwa wagerechten Geraden <y
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