§ 2. Homogene Koordinaten
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Zu jedem Wertsystem x x , x 2 , x 3 gehört zwar ein Punkt
der Ebene, vorausgesetzt, daß man auch unendlich ferne Punkte
zuläßt, für die x 3 = 0 wird; aber eine Ausnahme ist doch zu
machen, nämlich zu dem Wertsystem 0, 0, 0 gehört kein
Punkt der Ebene. Das Wertsystem 0, 0, 0 ist vielmehr hei homo
genen Koordinaten sinnlos. Der Anfangspunkt ist in homo
genen Koordinaten der Punkt (0:0:1), der unendlich ferne
Punkt der x-Achse der Punkt (1:0:0) und der unendlich
ferne Punkt der «/-Achse der Punkt (0:1:0). Wollen wir
von jenem obenerwähnten Axiom der projektiven Geometrie
über die unendlich fernen Punkte keinen Gebrauch machen,
so haben wir uns auf Punkte (x x : x 2 : x 3 ) zu beschränken, deren
dritte homogene Koordinate =f= 0 ist.
Ist F(x, y) = 0 die nicht aufgelöste Gleichung einer Kurve,
so lautet sie in homogenen Koordinaten:
Die linke Seite bleibt ungeändert, wenn x x , x 2 , x 3 durch
tx x , tx 2 , tx 3 ersetzt werden, und ist daher nach Nr. 91 eine
homogene Funktion nullten Grades von x x , x 2 , x 3 . Durch Multi
plikation mit einer Potenz von x 3 kann man sie in eine ho
mogene Funktion beliebigen Grades verwandeln.
Umgekehrt: Es liege eine Gleichung
(1) f(x x , x 2 , x 3 ) = 0
vor, deren linke Seite eine homogene Funktion n ten Grades von
x x , x 2 , x 3 ist. Wird die Gleichung von einem Wertsystem
x x , x 2 , x 3 befriedigt, so wird ihr auch von dem Wertsystem
tx x , tx 2 , tx 3 genügt, denn es ist:
f(tx x , tx 2 , tx 3 ) - t n f(x x , x 2 , x 3 ),
und dies wird infolge von (1) gleich Null. Daher genügen
der Gleichung (1) Punkte (x x : x 2 : x 3 ) mit homogenen Koor
dinaten Setzen wir insbesondere 00-^ "■ X> y x^ y y
x 3 = 1, so sehen wir, daß die Gleichung (1) die Kurve
f{x, y, 1) = 0
in den rechtwinkligen Koordinaten x, y darstellt.
Serret-Scheffers, Diff.- u Iategr.-Rechn. I. 6. u. 7. Aufl. 20
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