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Kap. X. Flächenkurven und Flächenfamilien
(2) R = R 0 cos 6.
In dieser Formel liegt der
Satz 1 (Meusnierscher Satz): Der stets positive Krüm
mungsradius einer Flächenkurve in einem ihrer Funkte ist gleich
dem Krümmungsradius des zugehörigen Normalschnittes, multipli
ziert mit dem Kosinus des Winkels zivischen der positiven Haupt-
normale der Flächenkurve und der positiven Flächennormale.
Dabei ivird der Krümmungsradius des Normalschnittes positiv
oder negativ gerechnet, je nachdem der Krümmungsmittelpunkt
des Normalschnittes auf der positiven oder negativen Fläthen-
normale liegt.
Da der Krümmungsmittelpunkt immer auf der positiven
Hauptnormale liegt und vom Kurvenpunkte die Entfernung R
hat, folgt weiter:
Satz 2: Alle Flächenkurven durch einen Funkt M und
mit derselben Tangente in M haben in M Krümmungskreise,
die auf derjenigen Kugel liegen, die den Krümmungskreis des
zugehörigen Normalschnittes zum größten Kreise hat.
Hierdurch wird die Untersuchung der Krümmung beliebiger
Flächenkurven, die durch M gehen, auf die Untersuchung
der Krümmung der Normalschnitte an dieser Stelle zurück
geführt.
306. Hauptschnitte eines Flächenpunktes. Durch
die Normale eines Flächenpunktes M lassen sich beliebig viele
Normalschnitte legen. Sie werden in M verschiedene Krüm
mungsradien haben, aber die zu M gehörigen Krümmungs
mittelpunkte liegen sämtlich auf der Flächennormale von M.
Auch deshalb ist die in voriger Nummer getroffene Festsetzung
über das Vorzeichen der Krümmungsradien der Normalschnitte
gerechtfertigt, da diese Flächennormale nach Nr. 253 einen be
stimmten positiven Sinn hat. Wir wollen von jetzt an den
mit Vorzeichen gemessenen Krümmungsradius desjenigen Nor
malschnittes, der in M die Tangente mit den Richtungskosinus
ß, y hat, mit R (statt R 0 ) bezeichnen, so daß nach (lj in
voriger Nummer:
(1) R = ]/p 8 + g 8 +l
ra* -j- 2saß -f- tß*
ist. Übersichtlicher wird die Formel, wenn wir den Flächeu-
305, 306]