Full text: Vorschule der Mathematik

392 2. Abth. Geometrie. Anfangsgr. d. h. Geom. §. 339. 
§.338. Gleichungen der Curven. Der Umstand, daß 
eine jede gerade Linie, welches auch ihre Lage gegen die Coordi- 
natcnachsen sein möge, sich durch eine Gleichung des ersten Gra 
des darstellen läßt, giebt zu erkennen, daß die krummen Linien, 
wenn sie überhaupt einer ähnlichen analytischen Darstellung fähig 
sind, nur durch Gleichungen von höheren Graden, als dem ersten 
sich werden ausdrücken lassen, so wie daß solche Gleichungen zwischen 
zwei Veränderlichen nur Curven entsprechen können Denkt man 
sich in der That eine höhere Gleichung der Form y = f (x) durch 
Bestimmung mehrfacher Coordinateu wirklich consiruirt, so muß 
der, durch die Endpunkte der Ordinalen gehende, Zug nothwendig 
eine Curve darstellen; denn angenommen, cs wäre eine gerade 
Linie MF (Fig. 137.), so hätte man für jeden beliebigen Punkt M 
derselben die Gleichung: 
M N AI) w y — b a 
DN “ ÄF CUr ~x~ — T' 
also y = ax -f- b, gegen die Voraussetzung, wonach die gegebene 
Gleichung von einem höher», als dem ersten, Grade sein sollte. Da 
aber die Menge der Formen höherer Gleichungen zwischen zwei Ver 
änderliche» augenscheinlich unbegränzt ist, so pflegt man sich bei ihrer 
anfänglichen Betrachtung auf die sogenannten algebraischen zu 
beschränken, worin nur gegebene rationale Exponenten von x unb y 
vorkommen, die transscendenten Gleichungen (und Curven) hinge 
gen, worin irrationale Exponenten oder auch logarilhmische und trigo 
nometrische Functionen von x und y erscheinen, (wie z. V. log. 
y = stx 2 + 1), y == a . cos x — b . fcang x) unbeachtet zu lassen. 
§. 339. Jntersection der Curven. Sei y = f (x) die 
Andeutung einer beliebigen algebraischen Gleichung zwischen zwei 
veränderlichen Größen, so erhält man, y — 0 setzend, in f(x) = 0 
den besondern Zustand der Gleichung, worin sämmtliche Wur 
zeln oder auflösenden Werthe von x Abscifsen derjenigen Punkte der 
Achse darstellen, in welchen dieselbe von der Curve geschnitten 
wird. Die Anzahl der Wurzeln der Gleichung t' (x) — 0 hangt 
aber (nach §. 188.) von dem Grade derselben ab; ist sie vom nteu 
Grade, so sind der Wurzeln auch u, worunter sich freilich (nach §. 
191) imaginäre, jedoch nur paarweise, befinden können. Man darf 
daraus schließen, daß eine Curve, die das Resultat der Consiruction 
einer Gleichung vorn »ten Grade ist, in nicht mehr, als u Punk 
ten von der Abscisftnachse durchschnitten werden kann, wohl aber in 
wenigeren, sofern unter den Wurzeln der Gleichung f (x) = 0 auch 
gleiche Wurzeln enthalten sein können oder neben dcn reellen auch 
etwa imaginäre vorkommen, die begreiflich nicht durch Absciffen von 
bestimmter Länge, wie die reellen Wurzeln, dargestellt werden kön 
nen. Demnach bieten die verschiedenen Grade der algebraischen Glei-
	        
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