Die geometrischen Oerter.
H. 362. Erklärungen. Denkt man sich, daß ein Punkt bei
seinem stetigen Fortschreiten im Raume nicht aufhöre, bestimmten
Bedingungen z» genügen, so nennt man die von ihm beschriebene
Linie einen geometrischen Ort. Durch jene Bedingungen wird
der veränderliche Punkt, welcher den geometrischen Ort erzeugt,
auf unveränderliche oder feste Punkte und Linien bezogen, mit
denen er durch Hülfslinieu in Verbindung zu setzen ist, um diese Be
ziehung für einzelne Momente des allmähligen Fortschritts zu veran
schaulichen. Wie in der Grnndvorstellung der höheren oder ana
lytischen Geometrie (§. 331.) bildet auch hier der Begriff der
Veränderlichkeit in der Lage eines Punktes, und somit der Gegensatz
zwischen veränderlichen und beständigen oder konstanten Linien
die Grundlage der geometrischen Betrachtung. Sofern die Linie,
welche durch den gesetzlich bedingten Fortschritt eines Punktes ent
steht, eine Gerade oder ein Kreis ist, pflegt man sie herkömmlicher
Weise einen ebenen Ort zu nennen; vom Kreise verschiedene krumme
Linien dagegen werden (nach dem Sprachgebrauche des Alterthums)
entweder körperliche oder linearische Oerter genannt, je nachdem
ste DurchschnittSlinien eines Kegels und einer Ebene, oder durch
willkürliche Bedingungen in einer Ebene entstanden, indessen auch
von den Kegelschnitten verschieden sind.
Um die Betrachtung der mannigfaltigen Bedingungen, denen
zufolge eine gerade oder krumme Linie als Ort des beweglichen Punk
tes hervorgeht, unter bestimmte Gesichtspunkte zu bringen, erscheint es
zweckmäßig, folgende Erklärungen festzustellen:
I. Kann der Scheitel eines Dreiecks über constanter Grund
linie einer gegebenen Bedingung gemäß unbestimmt seine Stellung
verändern, so werde die von ihm erzeugte Linie ein Scheitelort des
Dreiecks genannt.