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I. Das Ziffernsystem der Ägypter.
der Fall bei den Zahlen von lOOOO an aufwärts (s. u. II 1); möglicher
weise auch bei hi „1000“.
Gegenüber dem System, das die Hebräer und die Griechen seit dem
3. Jh. vor Chr. für die Bezeichnung der Zahlen anwendeten, — Verwendung
der Buchstaben des Alphabets in ihrer Reihenfolge, die ersten 9 für die
Einer, die nächsten 9 für die Zehner (10, 20 usw. bis 90), der Rest für
die Hunderter (100, 200 usw. bis 900), — hat das ägyptische Ziffernsystem
den Nachteil, daß es weit mehr Raum beansprucht, dagegen den großen
Vorteil, daß es nur mit 7 Zeichen operiert und sehr übersichtlich ist 1 ).
Beide Vorzüge werden in der Schrift des täglichen Lebens, dem Hieratischen
und Demotischen, zum großen Teile wieder aufgehoben dadurch, daß die
aus mehreren Ziffern eines Wertes gebildeten Zahlengruppen im Laufe der
Zeit stark kursive Formen annehmen, die die ursprüngliche Zusammen
setzung oft nicht mehr erkennen lassen, z. B.:
hieratisch
9 aus hieroglyphischem
nnn
nn
demotisch 3 „ „ 111
„ 20 „ „ ß
Dadurch ist tatsächlich eine ganze Anzahl neuer Ziffern entstanden,
die zu erlernen dem ägyptischen Schreibschüler gewiß nicht geringe Mühe
gemacht haben wird. Eine Übersicht darüber gibt unsere Tafel I 2 ).
2. Die Gruppierung der Ziffern.
Für die Gruppierung der Zeichen desselben Wertes, die zusammen
die beabsichtigte Einer-, Zehner-, Hunderter- usw. Zahl ausdrücken, haben
sich frühzeitig bestimmte Regeln ausgebildet, die von den hieroglyphischen
Inschriften nicht immer, ausnahmslos dagegen in den festen Formen der
Schrift des praktischen Lebens, im Hieratischen und Demotischen, beob
achtet werden.
Diese Regeln dienen nicht nur dem ästhetischen Zwecke, dem Auge
eine gefällige Gruppierung der Ziffern zu bieten, sondern haben zugleich
*) Vgl. hierzu die Bemerkungen von Cantor, Gesch. der Mathem. 3 I S. 129.
2 ) Die Entstehung der hieratischen Formen der Zahlzeichen aus ihren hieroglyphischen
Urbildern kann man gut verfolgen in dem grundlegenden Werke von G. Möller, Hieratische
Paläographie I—III, Nr. 614 ff. Die demotischen Formen findet man am besten zusammen
gestellt bei Griffith, Catalogue of the demotic papyri in the John Rylands Library III
415ff. Brugsch, Demotische Grammatik § 131 ff. Nach diesen Quellen ist die dieser Arbeit
beigegebene Tafel I zusammengestellt worden, die natürlich aus der unendlichen Fülle der
vorkommenden Variationen nur je eine typische Form gibt.