I. Das Ziffernsystem der Ägypter.
Das oben mitangeführte Beispiel für 318 zeigt bereits, daß die Yoran-
stellung der kleineren Zahl vor die größere Multiplikation bedeutet. Ygl.
dafür ferner:
c^ujq n-iyqe „sieben von Siebzig(en)“ = 7 mal 70, Matth. 18, 22, neben ujqe
ceqgq „siebenzig sieben“ = 77.
qTOTr-ujo „vier Tausend“ = 4000.
'toir ü-t£iä. „fünf von Zehntausend(en)“ = 50000.
Daher bedeutet denn auch q-rov-xovurr „vier Zwanzig“ nicht 24,
sondern 80 wie quatre-vingts (s. u. II 3).
Das älteste deutliche Beispiel für diese multiplikative Wirkung der
Yoranstellung ist in gewissem Sinne:
minim
„120 von Tausend(en) Land“, das mit aaoaaoacfaa
¿¿¿XXXaxaa
„20 Tausend (Land)“ zusammen die Summe @ ^ „140 (Tausend Land)“
gibt, Leps. Denkm. III 13 b (Dyn. 13). — Doch ist hier h t> „Tausend
Land“ resp. h' „Tausend“, wie die Nichtanwendung des Zahlwortes dbc
„10000“ und die ganze Konstruktion schon zeigen, eine Maßeinheit, die
denn auch sonst zu belegen ist 1 ).
Die Yoranstellung der kleineren Multiplikatorzahl vor die größere zu
multiplizierende Zahl entspricht denn auch so durchaus nur dem allgemeinen
Gebrauch, der für die Yerbindung von Zahlwort und gezähltem Worte von
den ältesten Zeiten bis ins Koptische festzustellen ist (s. u. II 6), daß an
ihrem Alter vernünftigerweise nicht zu zweifeln ist. Für das neue Reich
ist sie übrigens für die Yielheiten der 100 und 1000 indirekt durch Wort-
und Schriftspielereien sicher bezeugt 2 ).
Eine gewisse Abänderung der alten Ziffernordnung tritt mit dem
mittleren Reich ein 3 ); vermutlich mit unter dem Einfluß der Tatsache, daß
Zeichen und Wort für die Million (hh) als Ziffer und Zahlwort außer
Gebrauch gekommen sind und jetzt das nächst niedrigere Zahlwort für
100000 (hfn) zur höchsten Zahleneinheit avanciert ist (s. u. Abschn. II 1).
Da es nun naturgemäß nicht nur wie bisher mit Einern, sondern auch mit
Zehnern und Hundertern multipliziert Vorkommen konnte, so mußte eine
andere Bezeichnungsweise für seine Multiplikation gefunden werden. Es
wäre eine schwere Aufgabe und Geduldsprobe füi* die Schreiber gewesen,
ö Vgl. Griffith, Proc. Soc. bibl. arch. 14 (1892), 412.
2 ) Für 300 bis 700 durch die Wortspiele des Papyrus Leiden J. 350 (Ztschr. f. äg.
Sprache 42, 35 ff.), für 6000 durch die spielende Schreibung mm (— 6000, sprich
etwa *su-ho. kopt. coov n-ujo) für sh-w „Schreiber“ plur. (Ztschr. f. äg. Sprache 12, 147).
*) Zuerst belegt in den mathematischen Papyrusfragmenten aus Kahun aus der zweiten
Halite der 12. Dynastie (19. Jh. vor Chr.), Griffith, Hieratic papyri from Kahun and
Gurob pl. 8.