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3. Spuren anderer Zählsysteme im Ägyptischen und die Zahlwörter von 30 bis 90.
„Die Götter geben dir die Ewigkeit (nhh) ohne ihre Grenze, das Immer
dar (d-t) ohne sein hn-tj (mit einmal gesetztem Zeichen des Weges)“,
Sinuhe B. 212.
Mit diesem hn-tj, dem man also ohne jeden guten Grund die Bedeutung
von 2 mal 60 Jahren zuschrieb, hat man in ägyptologischen Kreisen auch
das sogen, hb-sd „s<AFest“ zusammenbringen wollen, ein Jubiläum, das der
ägyptische König nach Ablauf von 30 Jahren seit seiner Berufung zur
Thronfolge zu feiern pflegt, und das in der dreisprachigen Inschrift von
Rosette durch TpiaKoviaeTOpi? wiedergegeben ist. Es könnte eine halbe hn-t
darstellen sollen, falls diese wirklich 60 Jahre umfaßte.
Auf sexagesimaler Grundlage könnte das Wegemaß der Ägypter, die
ägyptische Meile (äg. jtr-w „Flußlauf“, griech. crxolvo^) 1 ) beruht haben, die
nach dem Zeugnis des Artemidoros in den verschiedenen Teilen Ägyptens
zu 30, 40, 60, 120 Stadien gerechnet worden sein soll 2 ). Das könnte unter
Umständen *1», 2 /3, 1 und 2 eines Grundmaßes von 60 Stadien sein,
Herodot den Schoinos in Ägypten durchgehend bewertet.
Die Zehner von 30 bis 90.
In entsprechender Weise könnte man die befremdende Tatsache zu
erklären suchen, daß das Ägyptische für die Zahlen 30 und 40 Zahlwörter
verwendet, die etymologisch nichts mit den Zahlworten für 3 und 4 zu
tun haben, während die Zehner von 50 bis 90 von den entsprechenden
Einerzahlen 5 bis 9 abgeleitet sind, wie in den indogermanischen und
semitischen Sprachen.
30: mcb;, phonetisch geschrieben Pyr. 1212 a, kopt. offenbar eine
mit dem Präfix m gebildete Nominalform des Stammes cbi, der u. A.
„dienen“ bedeutet. Dagegen lautet der Stamm von 3: hmt (ujomt).
40: hm, so im neuen Reich durch Wortspiele bezeugt 3 ); der genaue
ursprüngliche Lautbestand, der zum Mindesten noch einen, wenn nicht
zwei Konsonanten hinter dem m aufweisen mußte, ist unbekannt; kopt. omc
(saliid. und boh.). Dagegen lautet der Stamm von 4: ifd (qToov).
Man könnte diese beiden Zahlworte als Bruchbezeichungen V« und 2 /3
einer Grundzahl 60 deuten, doch bietet dafür die Sprache keinen Anhalt,
und 2 / 3 hatten ganz andere Namen.
‘) Vielleicht ursprünglich die Strecke, die man in einer bestimmten Frist ein Schiff
treideln kann?
•) Es ist klar, daß das Stadion hier ebenso ein entsprechendes ägyptisches Längenmaß
vertreten muß, wie der Ausdruck Schoinos selbst.
3 ) Pap. Leiden J. 350 (Ztschr. f. äg. Sprache 42, 24/5) aus Dyn. 19. Dort wird auf die
Zahl 40 zweimal mit dem Worte hm-w „kunstfertig“, „geschickt“ angespielt.