Full text: Von Zahlen und Zahlworten bei den alten Ägyptern

1. Das Rechnen mit Stammbrüchen. 
61 
Tatsache ist aber, daß die Ägypter während des ganzen Verlaufs 
ihrer Geschichte an dir Zerlegung der Divisionsresultate in Stammbrüche 
festgehalten haben. Sie ist in den demotischen Urkunden der Ptolemäer 
zeit noch ebenso ausschließlich in Gebrauch wie in den alten hieroglyphi- 
.schen und hieratischen Texten. Auch das Koptische, die Sprache der 
christlichen Ägypter, bedient sich ihrer noch ebenso. Ja, sie soll selbst den 
modernen Kopten noch vertraut sein *). 
Kur ein Ansatz zur Benutzung gemischter Brüche — und nicht mehr 
— ist es, wenn sich in einer demotischen Erbteilungsurkunde die folgende 
Umrechnung einer Stammbruchreihe, die sich gerade dadurch als das Land 
läufige erweist, findet: 
tij-j dni-t * 2 ) V3 1 115 ntj ir dni-t*) 2-t hnw 5-t \n ni\ c-wj-w (hi) „mein 03 + 1 /v> 
Teil, der macht 2 Teile von ftinfen von den Häusern (und den andern 
Dingen)“, Pap. Brüssel 3, 8. 
Ähnlich heißt es in einer anderen demotischen Urkunde aus der 
frühen Kaiserzeit: 
tij-j dni-t 2-t ¿[er] ph r-j hnw t\ dni-t 7-t pij-n itf-t p\j c-wj (hi) „meine 2 Teile, 
die an mich gefallen sind, von den 7 Teilen unseres Vaters von jenem 
Hause“, Ryl. 45, 6, griech. xd urrdpxovxa poi juepr) öuo ütto pepdiv enxd oiKiag. 
So sagt der Grieche ja auch sonst xd öuo xüuv Ttevxe pepoiv für 2 /ö und 
der Araber talätatu DagzäDin min dsrina guzmn „3 Teile von 20 Teilen“ 
für 3 /ä0 3 ). 
Und wir seihst sagen ähnlich „drei vom Hundert“ statt 3 /ioo, wofür 
das Demotische ein Analogon bietet in: 
pij-w 5 n 100 „ihr (des vorhergenannten Betrages) 5 auf 100“ d. i. 5 Pro 
zent davon 4 ). 
In solchen partitiven Ausdrücken liegen aber noch lange keine ge 
mischten Brüche vor, wie es unsere Zahlausdrücke 2 /s, 3 /2o, 3 /ioo sind. Sie 
sind so wenig Bruchbezeichnungen, wie es Ausdrücke wie „2 von meinen 
5 Brüdern“, „3 von den 20 Äpfeln“ sind. Immerhin kann man darin aber 
den Ansatz zu einer neuen Bruchbezeichnung, die Vorstufe zum gemischten 
Bruch, erblicken. Sie stellen in der Tat eine Art Umschreibung des 
fehlenden gemischten Bruches dar. 
Beachtenswert für die richtige Bewertung derartiger Angaben ist ein 
anderer, gleichfalls einer demotischen Urkunde (Anfang des letzten Jahr 
hunderts vor Christus) zu entnehmender Fall, wo es ein Stammbruch ist, 
der in gleicher Weise umschrieben wird: 
x ) Sir Herbert-Thompson in Ancient Egypt 1914, 54. 
2 ) Zu dieser Lesung des Wortes „Teil“ (xoe) s. u. Ill 6. 
3 ) Caspari, Arab. Gramm. 6 § 334. 
4 ) Brugsch, Gramm, démot. § 148.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.