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III. Bruchzahlen.
tij-n dni-t ntj ir dni-t Tt hnw dni-t 4-t p\ c-wj (hi) „unser 1 U Teil, der
1 Teil macht von 4 Teilen des Hauses“, Kairo 80 612b, 2.
Hier erscheint der alte Ausdruck für 1 /4, der, wie wir sehen werden, unserm
der vierte Teil entspricht, umschrieben durch einen jüngeren, der unserm
ein Viertel näher kommt.
Es darf übrigens auch nicht übersehen werden, daß in allen ange
führten Fällen das zu diesen Bruchumschreibungen verwendete Wort „Teil“
(dni-t) die Bedeutung des Anteils an einer Sache, des Erbteiles, hat.
Die Tatsache, daß die Ägypter bis in die spätesten Zeiten nur mit
Stammbrüchen gerechnet haben, so unbequem das sein mußte, führt mit
Notwendigkeit darauf, daß die Idee des gemischten Bruches nicht nur
ihnen, sondern auch den andern Völkern, mit denen sie in Berührung
kamen, insbesondere den Semiten und den Griechen, durch das ganze
Altertum hindurch fremd gewesen sein muß. Er mag der wissenschaftlichen
Mathematik, gewissermaßen als eine bequeme Formel (etwa wie unsere
Sinusregeln und Logarithmenzahlen), bekannt gewesen sein; im Rechnen
des Volkes und in seiner Sprache muß er aber ungebräuchlich gewesen sein.
Hebräer.
Das bestätigt denn auch der Befund durchaus. Im Althebräischen,
im Alten Testament und den Inschriften, kommen gemischte Brüche —
von den unten zu besprechenden „Komplementbrüchen“ 2 /3, 3 U immer ab
gesehen — nicht vor, sondern nur Stammbrüche wie '13, Vs, V10 (Beispiele
s. u. Abschnitt 6).
Griechen.
Und ebenso steht es mit dem Griechischen. Die griechischen Papyri
und anderen Texte, die aus Ägypten kommen, kennen außer dem Bruch 2 /3
ausschließlich Stammbrüche, die sie nur mit dem Nenner und übergesetztem
wagerechten Strich (t = Vs, b = V4) 1 ) oder angesetztem schrägen Strich
(t == ‘/ 3 , e' = Vs) 2 ), gelegentlich auch ohne ein solches diakritisches Zeichen 3 )
schreiben. Statt der gemischten Brüche gebrauchen sie, ganz wie die
Ägypter, Stammbruchreihen. 7 /s wird ausgedrückt durch V2 Vs, 3 /4 durch
V2 V4 4 ).
Hier könnte man ja zur Not, wenngleich das recht unwahrscheinlich
wäre, an einen lokalen, unter national-ägyptischem Einfluß stehenden Ge
*) Wilcken, Grundzüge der Papyruskunde S. XLVI. Vgl. auch Hultsch, Metrol.
script. I 174.
2 ) So z. B. auf der von Sir H. Thompson veröffentlichten byzantinischen Bruchtafel,
von der später in Abschn. 2 noch zu reden sein wird.
3 ) Natürlich nur, wo ein Mißverständnis ausgeschlossen ist, wie z. B. auf der von
Crum veröffentlichten Bruchtafel, s. u. Abschn. 2.
4 ) Wilcken a. a. 0.