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§ 1] der Korrelationsmessung
Scheidung der verschiedenen in Betracht kommenden Maßzahlen ergibt
sich ein fernerer Vorzug der mathematischen Forschungsverfahren. Der
auf Messungen verzichtende Nicht-Mathematiker kann bestenfalls zu
einer ungefähren Vorstellung gelangen, daß der Zusammenhang der be
trachteten Reihen in einem Falle etwas strammer sei, als in einem ande
ren. Was ihm bei der Urteilsbildung als Maß der Strammheit vor
schwebt, läßt sich nicht genauer fassen. Der mathematische Statistiker
ist hingegen imstande, die verschiedenen Maßzahlen zu differenzieren,
ihre numerischen Werte auf die dem Sinne einer jeden von ihnen ent
sprechende Weise zu deuten und aus der Gegenüberstellung der nume
rischen W'erte der verschiedenen Maßzahlen inhaltsreiche Schlüsse zu
ziehen. Unterscheiden sich z. B. die numerischen Werte des Korre
lationsverhältnisses von 7 zu I und des Korrelationskoeffizienten
zwischen X und Y mehr, als mit der Größe des mittleren Fehlers der
Differenz verträglich ist, so ist dies ein sicheres Zeichen, daß die Re
gression von Y in bezug auf X nicht geradlinig sein kann. In den Fällen,
wo die numerischen Zahlenwerte der Maßzahlen eine sinnfällige Inter
pretierung gestatten, ist die Feststellung des betreffenden Zahlenwertes
an sich ein wissenschaftlich wertvolles Forschungsergebnis. Die Maß
zahlen der Strammheit des Zusammenhanges pflegt man so zu kon
struieren, daß einem bestimmten Werte — meistens dem Werte 0 •— die
Bedeutung der gegenseitigen Unabhängigkeit, und einem anderen Werte
— meistens dem Werte 1 — die Bedeutung der maximal strammen Ver
bundenheit zukommt. Die Skala der zwischen 0 und 1 liegenden Werte
sucht man nach Möglichkeit so zu graduieren, daß sie möglichst getreu
die Grade der Strammheit des Zusammenhanges wiedergebe. Die Vor
stellungen darüber, was hierbei eigentlich graduiert wird, sind freilich bei
den Erfindern der neuen Maßzahlen häufig nicht übermäßig deutlich,
und der Sinn der dem Werte 0 entsprechenden „Unabhängigkeit“ sowie
der dem Werte 1 entsprechenden maximal strammen Verbundenheit läßt
sich gelegentlich gleichfalls nicht leicht genau feststellen. Aber selbst,
wenn es nicht gelingt,nachzuweisen, daß die Stufen der Skala entsprechend
bemessene Abstufungen des ins Auge gefaßten Merkmales wiedergeben,
wie es etwa in dem von uns betrachteten Beispiele des Werfens von
weißen und roten Würfeln der Fall war, wo der zahlenmäßige Wert des
Korrelationskoeffizienten dem Verhältnisse der Zahl der liegenbleiben
den Würfel zur Gesamtzahl der Würfel gleich war (vgl. Viertes Kapitel,
§ 4, 3.), behält doch in der Regel der numerische Wert der Maßzahl die
Bedeutung, daß größere Werte der Maßzahl auf höhere Grade der Inten
sität des zu messenden Merkmales hinweisen. Daß so beschaffene Mes
sungen nicht wertlos sind, wird durch die Praxis der wissenschaftlichen
Forschung auf allen Gebieten des Wissens bestätigt. Was verdoppelt
sich, wenn die Temperatur von 5° C auf 10° steigt? Oder ändert sich
hierbei vielmehr etwas im Verhältnisse von 41 zu 50, auf welches wir
kommen, wenn die Temperaturen in Graden Fahrenheit gemessen werden ?