Full text: Grundbegriffe und Grundprobleme der Korrelationstheorie

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Achtes Kapitel: Vorteile [§ 2 
lieh gleich lehrreichen Untersuchung will ich einige Illustrationen des 
Wertes einer geschickten Heranziehung von serienweise berechneten 
Korrelationskoeffizienten für die Beantwortung der gestellten Fragen 
entnehmen. 
Die erste Frage, die es aufzuklären galt, war, ob der Ernteausfall 
überhaupt einen merkbaren Einfluß auf den Branntweinkonsum in 
Rußland ausübt, wie es von den meisten unter den Forschern, die sich 
mit dem Problem befaßt hatten, angenommen, aber in einer neueren 
Untersuchung — in den „Kritischen Untersuchungen über den Alkohol 
konsum in Rußland“ von W. Dmitrieff, der als einer der hervorragend 
sten Vertreter der theoretischen Volkswirtschaftslehre in Rußland gel 
ten darf, — entschieden in Abrede gestellt wurde. Dmitrieff meint 
vielmehr nachweisen zu können, daß die Schwankungen des Branntwein 
konsums in Rußland nicht auf die Ernteschwankungen, sondern auf die 
Schwankungen der industriellen Konjunktur zurückzuführen seien: die 
Ernte, als der die Wirtschaft beherrschende Faktor, habe angesichts der 
industriellen Entwicklung Rußlands bereits ausgespielt. Seine These 
sucht Dmitrieff auf die Analyse des statistischen Materials zu stützen 
und durch eine psychologische Theorie des Alkoholismus zu bekräftigen. 
Die von ihm herangezogenen statistischen Zahlenreihen — nämlich der 
Ernteausfall und der Branntweinkonsum des europäischen Rußlands 
in den einzelnen Jahren der von ihm betrachteten Zeitspanne — offen 
baren tatsächlich keinen merkbaren Einfluß der Erntehöhe auf den 
Branntweinkonsum. Es lag nun der Gedanke nahe, daß dies durch die 
Unvollkommenheit der gewählten Untersuchungsmethode bedingt sein 
könnte. Der Konsum eines Kalenderjahres steht unter dem Einflüsse 
von zwei Ernten: der Konsum der letzten Monate des Jahres unter dem 
Einflüsse der diesjährigen Ernte, der Konsum der ersten Monate unter 
dem Einflüsse der Ernte des vorhergehenden Kalenderjahres. Wenn 
also die aufeinanderfolgenden Ernten verschieden ausfallen, so werden 
ihre Wirkungen sich im Durchschnitte des Kalenderjahres ausgleichen. 
Anderseits erscheinen die Betrachtungen, welche sich auf das gesamte 
Gebiet des europäischen Rußlands beziehen, aus ähnlichen formalen 
Gründen gleichfalls wenig geeignet, den Einfluß der Ernte auf den Kon 
sum deutlich hervortreten zu lassen: die Schwankungen der Gesamternte 
werden im wesentlichen durch den Ausfall der Ernte in südlichen Teilen 
Rußlands bestimmt; die Schwankungen des Gesamtkonsums werden 
in hohem Maße durch den Konsum der nördlichen Gouvernements mit 
bestimmt, und die Ernte im Norden kann sehr verschieden von der Ernte 
im Süden ausfallen. Die statistischen Quellen aus der Zeit der Monopol 
verwaltung gestatten, die Untersuchungsmethode zu verfeinern: es 
wird für die einzelnen Gouvernements der Branntweinkonsum monats 
weise ausgewiesen. Man kann also Konsumjahre bilden durch Zu 
sammenaddieren der Konsummengen von je 12 Monaten, welche unter 
dem Einflüsse derselben Ernte stehen, und Schwankungen des Kon
	        
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