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Achtes Kapitel: Vorteile der Korrelationsmessung [§ 2
ihre Festlichkeiten und Hochzeiten besonders üppig und, was die Hoch
zeiten betrifft, auch in höherer Anzahl feiern. Der Zusammenhang zwi
schen Ernteausfall und Heiratsfrequenz einerseits und zwischen Heirats
frequenz und Branntweinkonsum anderseits läßt sich auch direkt nach-
weisen. Die Kurven weisen einen auffallenden Parallelismus auf, nament
lich w’enn der Absatz in Vierteleimern ins Auge gefaßt wird.
Auf diese Weise wird ein wichtiges Bindeglied eingeschaltet zwischen
die durch den Ernteausfall beeinflußten Schwankungen der Kaufkraft
der Bauern und den Branntweinkonsum. Verfahren, welche auf die
Messung der Strammheit der Verbundenheit verzichten, wären in den
meisten von uns betrachteten Fällen bloß imstande, ganz gleichförmig
das Bestehen eines Zusammenhanges zu konstatieren: zwischen dem
Absatz in großen und in kleinen Behältern, zwischen dem Branntwein
konsum der verschiedenen Monate und der verschiedenen Gouverne
ments, zwischen Menge und Geldwert der Ernte usw. gäbe es für sie
keine merkbaren Unterschiede. Erst durch die mathematischen Ver
fahren kommen Farbe und Leben in das eintönige, grau in grau gehal
tene Bild des Nicht-Mathematikers. Erst die planmäßige Messung der
Strammheit gestattet, einen tieferen Einblick in das Wesen des Zu
sammenhanges zu gewinnen.
Hieraus darf selbstverständlich nicht gefolgert werden, daß es ge
nügt nach den bekannten Formeln Korrelationsverhältnisse, Korre
lationskoeffizienten usw. serienweise zu kalkulieren, um eine tiefere Ein
sicht in die in Betracht kommenden Zusammenhänge zu erlangen. Die
moderne Korrelationstheorie stellt dem Forscher ein reiches Assortiment
von verfeinerten Arbeitsw'erkzeugen zur Verfügung. Wer sie sachgemäß
zu handhaben versteht, vermag aus seinem Zahlenmaterial manches
herauszuholen, was ihm sonst verborgen geblieben wäre. Aber der Wert
des Erzeugnisses wird nie durch die Eigenschaften der Werkzeuge
allein bestimmt. Ein Paar hastige Striche, von der Hand des Meisters
auf einen Fetzen Papier hingeworfen, lassen ein Bild entstehen, das an
Wirkungskraft manche in allen Farben prangende und auf das sorg
samste ausgeführte Malerei übertrifft. Damit die von der Korrelations
theorie ausgearbeiteten Verfahren ein tieferes Verständnis der zu unter
suchenden Zusammenhänge vermitteln, muß der Statistiker, der sie
anwendet, auf der Höhe der Aufgabe stehen. Es genügt nicht, daß er
mit den technischen Werkzeugen vertraut sei; er soll auch mit dem
Gegenstände der Untersuchung vertraut sein und sein Material vollstän
dig beherrschen. Er soll die Fähigkeit besitzen, die Technik seiner Unter
suchung an die verfolgten Ziele und an die vorliegenden Möglichkeiten
biegsam anzupassen. Ein schablonenhaft-mechanisches Zurückgreifen auf
fertige Bezepte führt, selbst wenn die kompliziertesten Formeln herangezo-
gen und die genauesten Berechnungen vorgenommen werden, zu einer un-
produktivenZeit-undKraftverschwendungund zur Anhäufung von Zahlen -
werten, welche wenig geeignet sind, unser Wissen wesentlich zu bereichern.