Full text: Grundbegriffe und Grundprobleme der Korrelationstheorie

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Zweites Kapitel: Gegenstand und Aufgaben [§ 1 
Zusammenhanges, als einer den Zusammenhang, als solchen, kennzeich 
nenden meßbaren Eigenschaft begann sich auszubilden und sich vom 
Begriffe der Deutlichkeit, mit welcher der Zusammenhang im vorliegen 
den Zahlenmateriale zum Vorschein kommt, zu differenzieren. Dies war 
der entscheidende Schritt auf dem Wege zu einer rationellen Theorie 
der statistischen Forschungsweise auf diesem Gebiete. Man kam dem 
wichtigsten Grundbegriffe der statistischen Korrelationsforschung auf 
die Spur, und eine feste Unterlage für den systematischen Ausbau der 
zweckmäßigsten Forschungsverfahren wurde geschaffen. An die Stelle 
des unsicheren Tastens konnte nunmehr ein zielbewußtes und plan 
mäßiges Bauen treten, dessen Ergebnisse in der modernen mathemati 
schen Korrelationslehre verkörpert sind. 
Zweites Kapitel. 
Gegenstand nnd Aufgaben der statistischen Korrelationsforschung. 
Kausaler Zusammenhang und Korrelation. 
§ 1. 
Der Begriff der Strammheit als einer objektiven Eigenschaft der 
statistisch zu erfassenden Zusammenhänge zwischen den Erscheinungen 
bildet einen der Grundsteine der Korrelationslehre. Er muß jedoch 
logisch abgeschliffen werden, bevor man auf ihm zu bauen anfängt. 
Denn auf den ersten Blick scheint der Begriff der Strammheit in krassem 
Widerspruch zum Begriffe des kausalen Zusammenhanges zu stehen, auf 
welchem unsere naturwissenschaftliche deterministische Weltauffassung 
ruht, und an welchem die meisten statistisch arbeitenden Forscher fest- 
halten. Der Begriff des kausalen Zusammenhanges schließt nämlich 
die Annahme ein, daß Ursache und Wirkung stets unzerreißbar mitein 
ander verbunden sind: ist A Ursache von A', so folgt die Wirkung A' 
stets und überall auf die Ursache A, und nie kann A' stattfinden, ohne 
daß A vorher dagewesen sei. Von einer größeren oder geringeren Stramm 
heit des Zusammenhanges ist hierbei keine Bede: entweder ist A Ur 
sache von A' oder ist es nicht — tertium non datur. Wie kommt es 
denn, daß wir Statistiker ausschließlich mit solchen mehr oder weniger 
strammen Zusammenhängen zu tun haben? 
Einer ähnlichen Frage begegnet der Naturwissenschaftler auch dann, 
wenn er nicht-statistisch arbeitet. Der Begriff des unzerreißbaren Zu 
sammenhanges scheint auf den ersten Blick alle quantitativen Beziehun 
gen zwischen verbundenen Erscheinungen auszuschließen, welche nicht 
die Form der direkten Proportionalität haben. Wenn A und A' unzer 
reißbar verbunden sind, so folgt auf A stets A', auf A + A folgen A'+A', 
und auf nA folgen nA'. Zusammenhänge einer anderen Art, scheint es, 
sind nicht möglich. Und dennoch wird auf dem Gebiete der exakten 
Naturwissenschaften ein großer Teil des Forscherfleißes gerade der Auf-
	        
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