der Korrelationsforschung
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gäbe gewidmet, die wahre Form der funktionellen Zusammenhänge zu
entdecken, die Gesetze, denen die Erscheinungen folgen, mathematisch
genau zu fassen. Wie läßt sich dieser Widerspruch erklären ?
Die Erklärung ist recht einfach. Wenn auf einem noch nicht durch
forschten Gebiete gearbeitet wird, wo die Zusammenhänge noch nicht
feststehen, so ist der Forscher nicht in der Lage, die von ihm gemessenen
Größen stets so zu wählen, daß es gerade Ursachen und deren unmittel
bare Wirkungen seien. Man nehme etwa an, daß man, ohne das Geringste
über den Zusammenhang zwischen Gewicht und Masse der Körper zu
wissen, an die empirische Untersuchung der durch Messungen mit der
Wage feststellbaren Zusammenhänge herantritt. Man bildet zum Zwecke
der Untersuchung aus einem möglichst homogenen Stoffe eine Anzahl
von verschieden großen regelmäßig kubischen Würfeln und stellt an
ihnen Messungen an. Werden Gewichte und Volumina gemessen, so
entdeckt man, daß sie einander direkt proportional sind. Werden hin
gegen, statt Volumina, die Längen der Kanten der Würfel gemessen,
was an sich unter der Voraussetzung, daß man von den wahren Verhält
nissen keine Ahnung hat, mindestens ebenso leicht einfallen kann, so
kommt man zu einem anderen mathematischen Gesetze: das Gewicht
wird innerhalb des Spielraums der Beobachtungsfehler den dritten Po
tenzen der gemessenen Größen proportional sein. Hätte man statt der
Länge der Kanten die Oberfläche der Würfel gemessen, so hätte man ein
drittes Gesetz entdeckt. An diesem schematischen Beispiele sieht man,
daß es eigentlich ein glücklicher Zufall ist, falls man blindlings Größen
zur Messung wählt, welche gerade direkt proportional zueinander sind.
Es ist eigentlich wahrscheinlicher, daß man auf anders geartete funktio
neile Zusammenhänge stoßen wird, denn einer Art der Messung, welche
zur direkten Proportionalität führt, stehen meistens sehr viele entgegen,
welche anders geartete Ergebnisse herbeiführen. Nun ist freilich die
Wahl selten ganz blind. Gewisse Vorkenntnisse hat man in der Regel.
Aber doch nur ausnahmsweise geht man ganz sicher. Man braucht sich
also nicht zu wundern, daß unter den Gesetzen, welche der Physiker,
der Chemiker und andere Naturforscher aufstellen, die Form der direk
ten Proportionalität nicht gerade die vorherrschende ist.
Auf eine ähnliche Weise läßt sich auch der andere scheinbare Wider
spruch heben: das Erscheinen der nicht unzerreißbaren Zusammen
hänge im Gesichtsfelde des Forschers. Die praktische Forschungsarbeit
hat fortwährend mit solchen nicht unzerreißbaren, sondern mehr oder
weniger losen Zusammenhängen zu tun. Es besteht ein nicht zu leug
nender Zusammenhang zwischen den Eigenschaften der Eltern und der
Beschaffenheit der Nachkommenschaft, zwischen dem Barometerstände
und der Höhe über dem Pegel, in welcher der Druck gemessen wird.
Wenn man aber die einzelnen Messungen betrachtet, aus welchen diese
Zusammenhänge abgeleitet werden, so hat man ein sehr buntes Bild
vor den Augen: bald entspringt einem Riesenvater ein weit unter dem