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§ 3] und funktioneller Zusammenhang
gesetz feststeht. Alles übrige läßt sich aus dem Verteilungsgesetze dedu
zieren. Die Feststellung der Gesamtheit der möglichen Werte der Va
riablen und der ihnen zukommenden Wahrscheinlichkeiten erscheint
demnach als die eigentliche Hauptaufgabe der Forschung. In dieser
Form ist jedoch unser Wissen über die zufällige Variable wohl voll
ständig, aber nicht handlich und nicht übersichtlich genug. Es muß in
geeigneter Weise kondensiert werden, um für unsere Forschungs- wie
Lebenszwecke verwertbar zu sein. Ein Verteilungsgesetz läßt sich mit
einem anderen unmittelbar schwer vergleichen, außer wenn beide ganz
einfach aussehen. Erst durch zweckmäßig konstruierte zusammen
fassende Maßzahlen wird aus dem Verteilungsgesetze in brauchbarer
Form dasjenige herausdestilliert, was an ihm für den Forscher eigent
lich wissenswert erscheint.
Unter diesen zusammenfassenden Maßzahlen kommen bekanntlich
in erster Linie die mathematische Erwartung und der mittlere Fehler
der zufälligen Variablen in Betracht. Unter der mathematischen Er
wartung versteht man den mit den betreffenden Wahrscheinlichkeiten
gewogenen Durchschnittswert der möglichen Werte der Variablen: wenn
die zufällige Variable Xk verschiedene Werte X 1 ,X 2 , . . . X k mit den
Wahrscheinlichkeiten p v p 2 , . . ., p annehmen kann, so wird die mathe-
k
matische Erwartung von X als 2 p.X. definiert; wir werden sie mit EX
i=i 1 1
bezeichnen. Der mittlere Fehler von X wird als n VtiX-EXf
definiert; man pflegt ihn mit 6% zu bezeichnen. Die zweite Potenz des
mittleren Fehlers werde ich „Streuung“ nennen.
Durch den Wert der mathematischen Erwartung der zufälligen Va
riablen wird der mittlere Stand festgelegt, an den sich die einzelnen
Werte der Variablen in größeren oder geringeren Abständen anschmiegen.
Durch den mittleren Fehler bzw. die Streuung der zufälligen Variablen
wird der Spielraum der Schwankungen der einzelnen Werte um diesen
mittleren Stand gekennzeichnet. Eine von 0 verschiedene Streuung
ist eine Wesenseigenschaft der zufälligen Variablen als solcher: die Streu
ung kann nur verschwinden, wenn alle möglichen Werte der Variablen
unter sich gleich sind, d. h. wenn wir nicht eine zufällige Variable, son
dern eine konstante Größe vor uns haben.
Um nur einige Beispiele zu betrachten, auf die wir häufig zurück
kommen werden, wollen wir annehmen, daß mit X die mit einem Würfel
zu werfende Zahl bezeichnet wird. Die mathematische Erwartung von
X ist in diesem Falle gleich | [1 + 2 -f 3 + 4 + 5 + 6] = 3.5; die Streu
ung von X ist gleich |[^ + | + 4 + f + |+ y ] = ff - Bezeichnet man
mit Z die Summe der mit zwei Würfeln zu werfenden Zahlen, so erhält
man in ähnlicher Weise EZ = 7 und = y •
Auf Maßzahlen, welche die Asymmetrie und andere feinere Züge des