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Viertes Kapitel: Das apriorische
[§ 3
§ 3.
1. Eine andere Hauptgruppe von Verfahren, welche bei der Unter
suchung von stochastisch verbundenen Variablen zur Anwendung ge
langen, geht von der Betrachtung der bedingten Verteilungsgesetze aus.
Sind die Variablen stochastisch unabhängig voneinander, so bleibt das
bedingte Verteilungsgesetz von Y bei allen Werten von X dasselbe. Die
fehlende Unabhängigkeit kommt darin zum Vorschein, daß die verschie
denen Kennzahlen, welche die bedingten Verteilungsgesetze von Y
charakterisieren, sich in einer bestimmten Weise ändern, wenn die Va
riable X die Reihe ihrer möglichen Werte durchläuft. Die nähere Ge
staltung der Weise, in welcher sich die verschiedenen Kennzahlen der
bedingten Verteilungsgesetze hierbei ändern, bildet mithin einen der
charakteristischen Züge des Abhängigkeitsgesetzes von X und Y.
Um diese Verfahren geordnet zu überblicken, müssen wir eine Reihe
neuer Bezeichnungen einführen. Wollen wir mit m /]ff die mathematische
Erwartung des Produktes der /-ten Potenz von X in die g-te Potenz
von Y bezeichnen, so daß
m f\ g = ^*Y = 22 Vi|,• x \y]
i j
ist. Führen wir weiter die Bezeichnungen ein:
=E[x-m U0 ] f [y
m
oiri
=22î> i |,[*,-«n ll0 l' [Vt
m o J’ r ll,
l'fl,
¥ ¥
^210^012
Wird g = 0 gesetzt, so erhalten wir die entsprechenden Parameter,
durch welche das Verteilungsgesetz von X charakterisiert wird. Wird
/ =0 gesetzt, so erhalten wir die Parameter des Verteilungsgesetzes von F.
So ist m 110 die mathematische Erwartung von X, m on — die mathe
matische Erwartung von Y, 10 = E [ % —- m 1 , 0 ] 2 — p. ( [a:. — m 1 , 0 j 2 =
— die Streuung von X, ] 2 = öl — die Streuung von Y.
Diese drei Systeme von Parametern werden wir fortwährend ge
brauchen. Ist das Abhängigkeitsgesetz gegeben, so lassen sie sich alle
eindeutig bestimmen. Umgekehrt läßt sich das Abhängigkeitsgesetz
eindeutig bestimmen, falls die Parameter m in zweckdienlicher Aus
wahl und erforderlicher Anzahl gegeben sind oder falls neben den Wer
ten von m 1 , 0 und m 0 , 1 die Parameter g, oder schließlich, falls neben den
Werten von m 1]0 , m 0I1 , ^ 210 und g or/ die Parameter r in entsprechender
Anzahl vorliegen. Auf den Beweis dieser Sätze kann ich hier nicht ein-
gehen. Im Falle der diskontinuierlichen Abhängigkeitsgesetze bietet er
keine besonderen Schwierigkeiten, aber im Falle der kontinuierlichen
Gesetze gestaltet er sich ziemlich beschwerlich. Diese Aufgabe —- in der
Literatur ist sie unter der Bezeichnung „Problème des moments“ be
kannt — würde uns zu weit von unserer Hauptaufgabe ablenken. Für
unsere unmittelbaren Zwecke kommt es außerdem hierauf nicht so sehr an..