60 Viertes Kapitel: Das apriorische [§ 5, § 6
schließlich auf die Betrachtung der normalen Korrelation konzentrierte,
hat ferner bewirkt, daß die Theorie der normalen Korrelation gegen
wärtig verhältnismäßig abgeschlossen vorliegt: viele Aufgaben, von
denen wir nächstens zu sprechen haben werden, sind für den Fall der
normalen Korrelation schon längst mehr oder weniger befriedigend ge
löst, wogegen ihre Untersuchung für den allgemeinen Fall eines beliebi
gen Abhängigkeitsgesetzes noch nicht so weit vorgeschritten ist, ja viel
fach kaum in Angriff genommen worden ist. Die Theorie der normalen
Korrelation läßt sich infolgedessen in einer Vollständigkeit und Abrun
dung darlegen, wie sie im allgemeinen Falle vorläufig nicht erreicht wer
den kann.
Was das faktische Vorkommen von normal korrelierten zufälligen
Variablen anbelangt, so sind wir zwar heutzutage nicht mehr geneigt
anzunehmen, daß die normale Korrelation sehr häufig anzutreffen sei
oder gar die Kegel bilde; aber Fälle, wo die Abweichungen von der nor
malen Korrelation nicht übermäßig erheblich sind, sind nicht allzu selten,
so daß man vielfach der verhältnismäßigen Einfachheit wegen zu den
Forschungsverfahren zu greifen vermag, die auf der Annahme der nor
malen Korrelation beruhen. Namentlich ist da, wie in dem Falle des
Gauß-Laplaceschen Verteilungsgesetzes, der Umstand von Belang,
daß die Verbundenheit zwischen den Durchschnitten der empirischen
Werte der zufälligen Variablen sich mit der zunehmenden Zahl der Ver
suche bei fast beliebiger Gestalt des Abhängigkeitsgesetzes zwischen den
Variablen der normalen Korrelation asymptotisch nähert, wenn nur die
einzelnen Versuche unverbunden sind. Bei nicht allzu abnormen Ab
hängigkeitsgesetzen zwischen den Variablen ist die Annäherung sogar
eine ziemlich rasche, so daß man praktisch fast in allen Fällen, wo es
sich um stochastisch verbundene Durchschnitte handelt, von der die
Behandlung vereinfachenden Annahme der normalen Korrelation Ge
brauch machen darf. e, : .<•
§ 6.
Die Gestaltung der Regressionsgleichung von Y in bezug auf X und
die Strammheit der Verbundenheit zwischen Y und X bedingen sich
gegenseitig nicht. Ob Y in funktionellem Zusammenhänge mit X steht
oder ganz lose mit X verbunden ist, ist gänzlich irrelevant für die Form
der Regressionslinie von Y in bezug auf X. Wenn Y in funktionellem
Zusammenhänge mit X steht, so sind alle bedingten Streuungen von Y
gleich 0, das Korrelations Verhältnis von Y zu X ist gleich 1, und die
Regressionslinie von Y in bezug auf X stellt das Gesetz des funktio
nellen Zusammenhanges graphisch dar; sie kann also, je nach den Um
ständen, die Gestalt sowohl einer geraden Linie, wie auch einer beliebig
komplizierten Kurve haben. Von der Gestalt der Regressionslinie von
Y in bezug auf X darf demnach auf größere oder geringere Strammheit
der Verbundenheit nicht geschlossen werden.
Ebensowenig läßt sich die Strammheit der Verbundenheit auf Grund