Abhandlung
über
die Auflösung der Gleichungen.*)
(Aus den Abhandlungen der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Paris. 1771.)
Unter den Arbeiten über die allgemeine Auflösung der Gleichungen,
welche in den letzten Jahren veröffentlicht worden sind, dürften die Ab
handlung von Euler in dem IX. Teile der „Neuen Commentarien der Peters
burger Akademie“ und die von Bezout in dem Bande dieser Akademie für
das Jahr 1765 die bemerkenswertesten sein.
Es genügt, von diesen beiden ausgezeichneten Abhandlungen Einsicht
zu nehmen, um sich eine Vorstellung von den Fortschritten zu bilden,
welche die Analysten auf diesem Gebiete erzielt haben, und um zu be
greifen, welche mannigfaltigen Schwierigkeiten noch zu überwinden Ijl eiben.
Doch will es mir scheinen, dass diese Schwierigkeiten teilweise in der
Natur derjenigen analytischen Methoden selbst begründet sind, von welchen
man bisher ausscliliefslich Gebrauch gemacht hat; ich habe deshalb ver
sucht, auf einem anderen Wege vorzudringen.
*) Diese Abhandlung wurde im November des Jahres 1770 gelesen und am 28. des
selben Monats von de Eouchy mit einem Zusatze versehen. Ich mufste jedoch den
Druck der Abhandlungen vom Jahre 1771 abwarten, da ich 1770 noch nicht die Ehre
hatte, Mitglied der Akademie zu sein. Vor dieser Zeit war bereits, ohne dafs ich
Kenntnis davon hatte, ein Werk von Waring unter dem Titel: „meditationes algebraicae“
erschienen, welches unter sehr interessanten Untersuchungen über die Gleichungen auch
Sätze enthält, die denen des Artikel V der vorliegenden Abhandlung ähnlich sind. Später
veröffentlichte der berühmte Lagrange in den beiden ersten Bänden der neuen Abhand
lungen der Berliner Akademie unter dem Titel: „Béflexions sur la résolution algébrique
des équations“ eine Analyse der Methoden von Tschirnhausen, Euler und B ézout. Die
selbe schliefst mit der Entwicklung einer besonderen Methode, die er auf noch nicht auf
gelöste Grade anzuwenden gedenkt. Man wird zwischen dieser Arbeit und der meinigen
Vandermonde. 1