Es liegt die Absicht vor, solche mathematische Werke, welche
auf die Entwicklung der reinen Mathematik einen wesentlichen Einfluss
geübt haben, allen Denen, welche die Wissenschaft an der Quelle zu
schöpfen wünschen, in leichterer Weise, als dies bisher der Fall ge
wesen ist, zugänglich zu machen.
Die Beweggründe hierzu lassen sich kurz zusammenfassen:
Wenn der Entwicklungs-Standpunkt einer Wissenschaft einzig
und allein nach der Anzahl der Jünger beurteilt werden dürfte, so
hätte die Mathematik unserer Tage sicher keine Ursache zur Klage.
Indess, da trotz des vermehrten Andranges zu diesem Studium in aka
demischen Lehrkreisen Bufe laut werden, welche über das geringe
Mass wahrer wissenschaftlicher Leistungen ihr Befremden aussprechen,
so ist es Pflicht, solchen ernsten Worten nicht das Ohr zn ver-
schliessen, sondern mit Sorgfalt den Ursachen dieses Missstandes
nachzuforschen.
Nur der Geschicklichkeit und der Gewissenhaftigkeit unserer
Docenten ist es zu danken, dass es überhaupt möglich ist, in dem
kurzen, für den Universitätsbesuch in Anssicht genommenen Zeitraum
dasjenige Material zn reichen, welches zur Lösung mathematischer
Probleme befähigt. Mit dem Geben dieses Stoffes ist aber der Wissen
schaft noch nicht Genüge getan. Wer an ihrem Fortbau mitwirken
soll, muss den Entwicklungsgang derselben kennen, er muss wissen,
was und in welcher Weise vor ihm gearbeitet worden ist. Nun ver
mögen zwar Universitätsvorträge die Fortbildung der Mathematik in
grossen Zügen zu zeichnen, mehr aber nicht; das innige Befreunden
mit dieser Wissenschaft bleibt dem Privatfleisse Vorbehalten und
dieser fordert vor Allem das Studium solcher Werke, welche auf die
Gestaltung der Mathematik einen hervorragenden Einfluss ausgeübt
haben.
Die akademische Jugend hierzu anzuspornen, ist das Bestreben
der Universitätslehrer, sie sind bemüht, durch historische Schlag
lichter wissenschaftlichen Sinn zu wecken, und betrachten das Ge
lingen als den höchsten Lohn ihres Berufes.
Aber dann, wenn die ausgestreuten Körner auf fruchtbaren Boden
gefallen sind, treten materielle Schwierigkeiten dem jungen Forscher
in den Weg. Die ältere mathematische Litteratur ist teils vergriffen,
Fortsetzung auf der dritten Seite des Umschlags.