220 Betrachtungen über die Wahl der Grundform. [§ 123
Zwei in Bezug auf ihre extensive Grösse gleiche Formen, von denen jede
durch m Elemente bestimmt wird und die nicht identisch sind, unterscheiden
sich durch ihre intensive Grösse, weil sie in Bezug auf die übrigen Bestim
mungsbedingungen gleich sind (Def. I, § 38 und Def. I, § 11; Def. I, II, § 111).
Man kann ihre Differenz feststellen, wenn man annimmt, ihre intensiven Grössen
liessen sich numerisch mittelst einer derselben oder eines Iheils von einer
derselben als Masseinheit ausdrücken. I11 diesem Fall muss man offenbar das
numerische Continuum (Def. III, § 121) zu Grunde legen, welches, wie man
weiss, von dem Unterschied der Position der Formen unabhängig ist (Def. V,
f, § 121).
Zwei numerisch auf dieselbe Weise mit Hülfe der Masseinheit ausgedrückte
Segmente würden im Allgemeinen nicht identisch sein. Das heisst die Gleich
heit ihrer intensiven Grössen würde nicht die Identität in der Position ergeben
und man könnte bei der Construction der identischen Formen, wenn man na
türlich die Verschiedenheit der Position der beiden Segmente nicht berück
sichtigt, das eine dem andern nicht substituiren (Bern. III, § 9 und Bern. III,
§ 58). Daraus geht hervor: Wenn das in der Position seiner Tlieile identische
System durch die kleinste Anzahl Elemente bestimmt und auch derart ist, dass
alle so bestimmten Systeme gleich sind, so hat man nicht nötliig, das nume
rische Continuum zu Hülfe zu nehmen, um ihre Differenz festzustellen, da sie
ja gleich sind und wenn zwei gleiche Segmente ziveier solcher Systeme ge
geben sind, so kann man sie unter Berücksichtigung der obigen Bemerkungen
einander bei der Construction der identischen Formen substituiren. Ein solches
System würde als Grundform vorzuziehen sein. 1 )
Aus dem Vorstehenden folgt, dass die Grundform nicht als intensive Grösse
(oder Quantität) angesehen werden darf 2 ) (a, § 111), wenn man bei den ab-
stracten mathematischen Formen dem Positionsunterschied bei ihren Verhält
nissen Rechnung trägt.
Dieser Begriff der intensiven Grösse, die, sagen wir, von zwei der Position
nach verschiedenen und gegebenen Elementen bestimmt wird, ist nur dauu
gerechtfertigt, wenn die beiden Elemente ein oder mehrere identische Systeme
bestimmen, deren Elemente verschiedene Position haben und wenn die durch
diese beiden Elemente bestimmte intensive Grösse dieselbe, wie in diesem oder
diesen Systemen ist (Def. II, Bern., § 111). Aber noch mehr. Wir haben eben
gesehen, dass man sich denken kann, nicht alle z. B. durch zwei Elemente be
stimmten Systeme seien identisch, auch wenn sie iii der Position ihrer Tlieile
identisch sind; man muss daher amiehmen, ihre intensiven Grössen liessen sich
mittelst einer als Einheit genommenen intensiven Grösse miteinander ver
gleichen. In diesem Fall kann man nicht sagen, zwei Elementepaare seien
identisch, wenn sie dieselbe intensive Grösse bestimmen olme vorauszusetzen,
dass alle durch diese Elementepaare bestimmten Systeme gleich seien, das
1) Es ist dies in der Geometrie bei der Geraden der Fall (siehe Tlieil I, Buch I,
Kapitel I). •
2) Wie es in der Tliat in der Geometrie der Fall ist.