Anhang.
Historisch-kritische Untersuchungen über die Principien
der Geometrie.
Da in unsrer Wissenschaft mehr als in andern ein eingehendes Studium
fremder Werke geboten ist, so haben wir es für zweckmässig gehalten unsre
Bemerkungen über die Hauptarbeiten, welche sich mit den Fundamenten der
Geometrie beschäftigen, besonders über diejenigen, welche in diesem Jahr
hundert erschienen sind, hier zusammenzustellen. Wir vervollständigen damit
die Vorrede und die zu dem Text gemachten Anmerkungen und machen den
Leser mit den Ideen bekannt, die bisher über diese Argumente die herrschenden
waren, zeigen, wie sich diese Ideen entwickelten, von welcher Wichtigkeit sie
sind und welche Schwierigkeiten sich ihnen entgegenstellten. Eine solche Unter
suchung ist wahrlich nicht leicht zu führen; denn es handelt sich nicht um
eine einfache Recension eines einzelnen Werks, sondern um einen Vergleich
vieler Arbeiten, welche manchmal auf sehr verschiedene Art angelegt sind.
Dazu kommt, dass wir nicht selten Kritik üben müssen. Wir haben desshalb
nicht die Absicht, eine vollständige historisch-kritische Untersuchung dieser
Arbeiten anzustellen, sondern nur auf die Punkte hinzuweisen, welche die wich
tigsten sind und zu weiteren wissenschaftlichen Erörterungen Veranlassung
geben können. Es wäre namentlich für die angehenden Mathematiker wie im
Allgemeinen für alle wichtigen Argumente der modernen Mathematik sehr zu
wünschen, dass ein solches Buch geschrieben würde. Aus der gut gegebenen
Geschichte eines Gegenstandes kann man seine spätere Entwicklung und seine
Verbindung mit andern Theorien leichter erkennen. 1 )
Es versteht sich von selbst,. dass wir hier die allgemeinen Bemerkungen
der Vorrede nicht wiederholen; nur möge sich der Leser dieselben gegenwärtig
halten. Wir bitten schon jetzt zu entschuldigen, wenn wir vielleicht öfter von
den Mängeln als den Vorzügen fremder Werke sprechen, auch wenn sie durch
andre Verdienste Achtung und manchmal Bewunderung verdienen.
1) Daraus geht hervor, dass wir nicht in jeder Frage zweiten Ranges unser Urtheil
haben abgeben wollen. Ueber die in den Jahren 1890, 1891 bis zum Erscheinen unsers
Buches publicirten Arbeiten haben wir nicht immer so berichten können, wie wir es ge
wünscht hätten (siehe Anm. ‘2 auf S. V). Um unser Urtheil über die Schriften eines Autors
kennen zu lernen, muss man auch nachlesen, was wir über andre Arbeiten gesagt haben,
welche mit ihnen in irgend einer Beziehung derselben Gruppe angehören.