§ 3. Die lineare Kongruenz oder das Strahlennetz.
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aber nach Nr. 33 jedes Paar rechtsparalleler nullpolarer Geraden zu einem
Achsenpaar parallel ist, so folgt daraus die Existenz von mehr als einem
Achsenpaar, also der Parameterwert + 1- In einem linearen Komplex, in
welchem ein linksparalleles Netz liegt, kann kein rechtsparalles enthalten
sein, weil zwei solche nur ein Paar absolutpolarer Geraden gemein haben,
zwei Netze eines Komplexes aber sich in einer Regelschar durchdringen.
38. Bewegungen des Komplexes in sich. Ein gewöhnlicher
linearer Komplex geht durch alle Bewegungen in sich selbst über, welche
seine beiden Achsen in Ruhe lassen; das leisten genau die oo 2 Schraubungen
um diese Achsen. Es folgt: Ein gewöhnlicher linearer Komplex läßt oo 2
Bewegungen in sich zu, nämlich die sämtlichen Schraubungen um seine Achsen.
Zu einem Parallelennetz gehört nur ein eindeutig bestimmter Parallel
komplex, der das Netz zum Achsennetz hat. Darum führt jede Be
wegung, die das Achsennetz in sich selbst überführt, auch den zugehörigen
Parallelkomplex in sich selbst über. Ein Parallelennetz nun geht bei
allen Schraubungen, die zwei seiner Geraden zu Achsen haben, in sich
selbst über. Schraubungen dieser Art gibt es oo 4 , und wir schließen:
Ein Parallelkomplex läßt oo 4 Beivegungen in sich zu.
In der Euklidischen Geometrie gibt es auch einen linearen Komplex
mit oo 4 Bewegungen in sich. Er entspricht in seinen Eigenschaften dem
Parallelkomplex der elliptische^ Geometrie, ist aber ausgeartet: Alle seine
Strahlen schneiden eine und dieselbe unendlich ferne Gerade.
§ 3. Die lineare Kongruenz oder das Strahlennetz,
a) Das allgemeine Strahlennetz.
39. Die Hauptstrahlen. Eine lineare Kongruenz oder, wie wir
mit Sturm 1 ) sagen wollen, ein Strahlennetz N und sein absolutpolares N x
haben, von später zu besprechenden besonderen Fällen abgesehen, zwei
Geraden gemein. Diese sind zueinander absolutpolar und, weil ein ellip
tischer Polarraum kein konjugiert imaginäres Paar polarer Geraden be
sitzt (vgl. Nr. 1), stets reell.
Ein Strahlennetz besitzt zwei stets reelle absolutpolare Strahlen h, h lf
die wir Hauptgeraden des Netzes nennen. Sie sind im Falle reeller Leit
geraden die gemeinsamen Lote von diesen.
Das Strahlennetz heißt hyperbolisch oder elliptisch, je nachdem es reelle
Leitgeraden besitzt oder nicht. Es gilt der Satz:
Im elliptischen Strahlennetz haben alle Geraden gegen die Hauptgeraden
gleiche Windung, so daß man von einem rechts- und einem linksgewundenen
elliptischen Strahlennetz reden kann. 2 ) 1 2
1) Sturm a. a. 0. I. p. 110.
2) Vgl. Z i n d 1 e r, Liniengeometrie mit Anwendungen, Sammlung Schubert XXXIV.
p. 174, und den nur für die Euklidische Geometrie brauchbaren Beweis.
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