Allgemeine Form der Gleichung ersten Grades. — Begriff der Zuordnung. 77
ligen Dreiecks, sich durch Drehung um die Höhe, die vom Scheitel
ausgeht, mit sich selbst decken zu können: denn diese Höhe ist zu
gleich Mittellinie und Winkelhalbierende; oder daß ein Dreieck gleich-
schenkelig ist, wenn zwei von den drei Geraden Höhe, Mittellinie und
Winkelhalbierende zusammenfallen.
Was den Fall der Kongruenz*) der Dreiecke anbetrifft, so will
ich darüber nur ein Wort sagen, um einen wichtigen Begriff einzu
führen und die Art und Weise der Formulierung dieser Sätze etwas
näher zu beleuchten.
1B6. Sind zwei kongruente oder inkongruente Dreiecke ge
geben, so kann man auf verschiedene Weise eine Zuordnung der
Elemente dieser Dreiecke herbeiführen. Wählen wir nach Belieben
eine Spitze A des ersten Dreiecks, so kann man ihm nach Belieben
eine Spitze A' des zweiten zuordnen: darunter versteht man, daß der
Gedanke an die Spitze A des ersten Dreiecks in uns den Gedanken
an die Spitze Ä des zweiten Dreiecks hervorruft und umgekehrt; der
Seite des ersten Dreiecks, die der Spitze A gegenüberliegt, entspricht
nun natürlich die Seite des zweiten Dreiecks, die der Spitze Ä
gegenüberliegt; umgekehrt könnte man nach Belieben zwei Seiten,
die den beiden Dreiecken angehören, als gegenseitig zugeordnet be
zeichnen; daraus würde dann hervorgehen, daß die gegenüberliegenden
Spitzen auch als zugeordnet betrachtet werden.
Kehren wir zu den zwei Dreiecken zurück, bei denen wir die
beiden Spitzen A, Ä als zugeordnet angenommen haben. Man kann
zwei andere Spitzen B und B' wählen, die auch zugeordnet sein
sollen; es ist dann natürlich, daß die Spitzen C und C' zugeordnet
sind. Hat man eine Zuordnung der Spitzen aufgestellt, so geht daraus
die Zuordnung der Seiten hervor: zwei Seiten, die zwei zugeordneten
Spitzen gegenüberliegen, sind zugeordnet, die Seite, die zwei Spitzen
eines Dreiecks miteinander verbindet, ist der Seite des andern Drei
ecks, welche die zugeordneten Spitzen miteinander verbindet, zuge
ordnet; desgleichen geht aus einer angenommenen Zuordnung der
Seiten die Zuordnung der Spitzen hervor. Dasselbe gilt von der Zu
ordnung der Winkel.
*) Bekanntlich definiert man die Kongruenz zweier Figuren in der Geo
metrie durch die Möglichkeit, sie zur Deckung zu bringen: diese Deckung bringt
.sozusagen eine Zuordnung der Punkte der beiden Figuren hervor; zwei Punkte,
die der einen und der andern der kongruenten Figuren angehören, können als
einander zugeordnet betrachtet werden, wenn sie sich decken in dem Falle, wo
die Figuren selbst, zu denen sie gehören, zur Deckung gebracht werden.