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ÜBER DIE THEORIE DER ANALYTISCHEN FACULTÄTEN.
ausgedrückten Eigenschaften der Potenz w y , in welche f{u,x,y) für x = 0
übergeht, so analog, dass die genannten Mathematiker sich berechtigt hielten,
die Existenz einer analytischen Function f(u,x,y) anzunehmen, welche für
jeden positiven ganzzahligen Werth von y durch das obige Product dargestellt
werde, aber ebenso wie die Function u y für beliebige Werthe von y eine
Bedeutung habe und den Gleichungen (a) bis (e) genüge. Für diese hypo
thetische Function schlug Kramp die Benennung »Facultät« und die Be
zeichnung
vor; u nannte er die Basis, x die Differenz und y den Exponenten der Fa
cultät. Der von ihm unternommene Versuch jedoch, eine Theorie dieser
Function aus den vorausgesetzten Eigenschaften derselben abzuleiten, ist längst
als ein gänzlich verfehlter erkannt. Eine Function, wie sie sich Kramp unter
u y\* vorstellte, giebt es gar nicht; denn die Gleichungen (a) bis (e) sind
nicht mit einander vereinbar, wenn y keine ganze Zahl ist. Ausserdem hat
Kramp bei seinen Deductionen den Fehler begangen, dass er aus der Gleichung
(e) schloss, es sei
Lim ti y x = u y t
X= 0
in welcher Weise auch x sich der Grenze Null nähern möge — eine An
nahme, die sich als unzulässig herausstellt, wie ich im Folgenden (§ 2) zeigen
werde.
Ungeachtet der Unhaltbarkeit der Kramp'sehen Facultäten-Theorie wurde
indessen der Grundgedanke derselben, angemessen modificirt, von anderen
Mathematikern als Ausgangspunkt für neue Untersuchungen aufgenommen.
Bessel*) suchte die Widersprüche, in welche Kramp sich verwickelt hatte,
dadurch zu vermeiden, dass er zur Definition der Facultät u yx von den obigen
Gleichungen (a) bis (e) nur die erste, zweite und vierte benutzte:
j u^^u^u + yxy 1 '*,
(i) j U 1 '* = M,
(g) u y,x = (u + yx-x)* l ~*,
ausserdem aber, seine Untersuchung auf reelle Werthe der Veränderlichen
*) Königsberger Archiv für Naturwissenschaft und Mathematik, Jahrg. 1812, St. 3.